Coronavirus COVID-19: Wichtige Informationen für Schwangere und stillende Mütter

Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2, COVID-19) wurde mittlerweile auch in Österreich nachgewiesen, derzeit gibt es in allen Bundesländern Personen, die positiv auf das Virus getestet wurden sowie zahlreiche Verdachtsfälle. Seitens der Bundesregierung geht man davon aus, dass sich das Virus in den nächsten Tagen rasch verbreitet und die Zahl der Betroffenen entsprechend ansteigt. Worauf Schwangere und stillende Mütter achten müssen, wir haben die wichtigsten Informationen für dich gefiltert.

Corona-Virus in der Schwangerschaft

Wenngleich man noch nicht sehr viel über das Verhalten von SARS-CoV-2 weiß, geht man davon aus, dass Schwangere über kein erhöhtes Risiko verfügen, am Virus zu erkranken. Wenn du also ein Baby erwartest, bist du, unabhängig davon in welchem Trimester du dich befindest, nicht gefährdeter als andere Personen. Schwangere zählen nicht zu den Risikogruppen! Bislang kann auch eine Übertragung von der Mutter auf das ungeborene Kind ausgeschlossen werden. Ebenso gibt es keine Hinweise auf Fehl- und Frühgeburten oder Fehlbildungen beim Fötus, die in Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2 Viruserkrankung stehen. Was du allerdings wissen musst: Da das Virus erst seit Anfang des Jahres bekannt ist, können GynäkologInnen und FrauenärztInnen nur Einschätzungen abgeben. Es gibt naturgemäß keine Langzeitstudien, bisher sind zudem auch nur 20 Fälle von Schwangeren, die in China erkrankt sind, dokumentiert.

ÄrztInnen gehen davon aus, dass gesunde Schwangere ähnliche Symptome zeigen, wie der Rest der Bevölkerung: trockener Husten, Fieber, manchmal auch Müdigkeit, Gliederschmerzen, Halsschmerzen oder Kurzatmigkeit. Die Ausprägung der Beschwerden ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Bandbreite reicht von leichten Erkältungssymptomen mit einem milden Verlauf bis hin zu beatmungspflichtigen Lungenerkrankungen (hierbei handelt es sich um eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation). Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen (beispielsweise Diabetes Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen), Ältere Personen ab dem 60. Lebensjahr sowie allgemein immunschwache Personen. Die Übertragung von SARS-CoV-2 erfolgt ähnlich wie bei der Grippe über Tröpfcheninfektion, der Virus gilt als hochinfektiös.

Tipp: Vorsorgeuntersuchungen nach dem Mutter-Kind-Pass können um einige Zeit verschoben werden, ohne dass eine Gefährdung für Mutter oder Kind besteht.

Sprich mit deinem Frauenarzt/deiner Frauenärztin, ob du geplante Untersuchungen wahrnehmen musst und ob es vielleicht andere Möglichkeiten gibt. Arztbesuche sind in dringenden Fällen erlaubt, allerdings gilt es im Vorfeld genau abzuklären (am Telefon) unter welchen Bedingungen die Untersuchung durchgeführt wird. In vielen Arztpraxen wird um telefonische Kontaktaufnahme gebeten, bevor man in die Praxis kommt. Menschenansammlungen in Warteräumen sollen vermieden werden. Wenn du Fragen hast, kannst du dich im Normalfall auch telefonisch an deinen Arzt/deine Ärztin oder deine Hebamme wenden. Im Notfall ist ein gesonderter Transport ins Krankenhaus zu organisieren, es handelt sich hierbei dann um einen begleiteten Rettungsdienst.

Wenn du schwanger bist und dich mit dem Coronavirus infiziert hast

Bei einem Verdacht auf eine COVID-19-Infektion musst du in jedem Fall zu Hause bleiben und dich unter der Telefonnummer 1450 melden. Es handelt sich hierbei um die telefonische Gesundheitshotline. Das medizinische Personal entscheidet, ob eine Testung auf das Virus angeordnet wird oder nicht. Wenn du Symptome zeigst und dich in einer betroffenen Region aufgehalten hast und/oder zu einer Person Kontakt hattest, die als Covid-19 Verdachtsfall gilt, dann wird ein Abstrich aus dem Mund/Rachenraum angeordnet. Nach einigen Stunden liegt das Testergebnis vor, üblicherweise befinden sich erkrankte Personen 14 Tage in Quarantäne. Das gilt auch für Schwangere.

Zusätzlich solltest du deinen Frauenarzt/deine Frauenärztin sowie deine Hebamme informieren, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Je nachdem wie fortgeschritten deine Schwangerschaft ist, legt ihr gemeinsam fest, an wen du dich wendest, wenn Komplikationen auftreten, du dich unwohl fühlst oder die Wehen einsetzen. Bei einem milden bis mittleren Verlauf der Krankheit kurierst du dich unter ärztlicher Aufsicht (Hausbesuche) in den eigenen vier Wänden aus. Dein Baby ist durch die Krankheit üblicherweise nicht gefährdet. Du bist diagnostisch gesehen gesund, wenn du mindestens 48 Stunden fieberfrei bist sowie zwei negative SARS-CoV-2-PCR-Untersuchungen in 24 Stunden durchgeführt wurden.

Hinweise zur Geburt

Wenn dein errechneter Geburtstermin kurz bevorsteht, gibt es dennoch keinen Grund zur Panik. Derzeit geht man davon aus, dass alle Geburten wie geplant stattfinden können. Du kannst sowohl im Krankenhaus als auch in den eigenen vier Wänden entbinden. Über die Art der Geburt entscheidest du gemeinsam mit dem gynäkologischen Team. Es besteht kein Verdacht, dass COVID-19 im Zuge einer vaginalen Geburt auf das Baby übertragen werden könnte, auch gibt es keine Hinweise darauf, dass ein Kaiserschnitt in diesem Fall das bessere Mittel der Wahl oder „sicherer“ als eine natürliche Entbindung wäre. Allerdings empfiehlt der Großteil der GynäkologInnen, dass Geburten im Krankenhaus stattfinden sollen, da bei einer möglicherweise noch unentdeckten Erkrankung der Mutter dann eine nahtlose medizinische Versorgung und Überwachung des Neugeborenen gewährleistet werden kann.

Die Entscheidung ist jedenfalls individuell und tagesaktuell zu treffen. Da es Corona-Verdachtsfälle in Krankenhäusern gibt und der Virus auch vor gynäkologischen Stationen keinen Halt macht, wird dir wohl vor der Geburt etwas mehr Flexibilität abverlangt als sonst. Grundsätzlich gilt die medizinische Versorgung aber als gesichert, du wirst trotz Corona-Pandemie von hohen medizinische Standards profitieren, wenn dein Kind zur Welt kommt.

Stillverbände empfehlen: Stillen nicht unterbrechen

Die La Leche Liga und der VSLÖ (Verband der Still- und LaktationsberaterInnen Österreichs IBCLC) haben in Bezug auf COVID-19 ebenfalls Handlungsempfehlungen für stillende Mütter veröffentlicht. Die gute Nachricht vorweg: Wenn du stillst, kannst und sollst du dein Baby weiterhin stillen. Selbst bei einer Erkrankung seitens der Mutter gilt Stillen als das Mittel der Wahl, da in der Muttermilch viele Antikörper enthalten sind, die dein Baby bei der Virenabwehr unterstützen. Man geht davon aus, dass dein Baby ein höheres Risiko hat, sich anzustecken oder schwer zu erkranken, wenn das Stillen unterbrochen wird.

Stillende Mütter sind angehalten besonders auf Hygiene und Vorbeugung zu achten:

  • Gründliches Händewaschen mit Seife für mindestens 30 Sekunden ist sowohl vor als auch nach dem Stillen unbedingt erforderlich.
  • Wer positiv auf COVID-19 getestet wurde, muss beim Stillen zusätzlich einen Mundschutz tragen.
  • Milchpumpen, Aufsätze, Sauger und Fläschchen müssen gewissenhaft und laut Gebrauchsanweisung sterilisiert werden.
  • Wenn du Stillhütchen oder sonstige Utensilien verwendest, die dich beim Stillen unterstützen, achte auch hier auf eine lückenlose Sterilisation.

Update zum 20.03.2020

Richtlinien in Krankenhäusern

  • Mittlerweile gibt es auf zahlreichen Geburten- und Wochenbettstationen Zutrittsbeschränkungen, Besuchsverbote oder eine Beschränkung der Personen im Kreißsaal. Die Regelungen werden von den Spitälern unterschiedlich gehandhabt und beinahe täglich angepasst. Im Privatspital St. Josef Wien ist beispielsweise mit Stand 16.03.2020 eine gesunde Begleitperson zur Geburt gestattet, Besuche von Vätern/Freunden/Familienmitgliedern auf der Wochenbettstation oder Neonatologie jedoch untersagt. Beim Betreten der Krankenhäuser musst du dich einem Gesundheitscheck.
  • Ambulante Geburten erweisen sich derzeit als gute Alternativen – ob das in deiner Situation möglich und/oder erwünscht ist, solltest du zeitnah mit deinem Arzt/deiner Ärztin sowie deiner Hebamme absprechen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

  • Für stillende Mütter gilt nach wie vor die Empfehlung, das Baby weiterhin zu stillen, da dies maßgeblich zur Stärkung des Immunsystems beiträgt.
  • Eine Studie aus Wuhan, China, zeigt, dass das Corona-Virus nach derzeitigem Wissensstand nicht von der Mutter auf das Neugeborene übertragen wird. Im Sample waren allerdings nur vier infizierte Mütter – bei einer derart kleinen Stichprobe sind keine wissenschaftlich zulässigen Aussagen möglich. Weiter Untersuchungen werden angestrebt.
  • Eine Meta-Studie, die im medizinischen Journal „The Lancet“ veröffentlicht wurde, legt die Vermutung nahe, dass bei jenen Müttern, die mit dem Corona-Virus infiziert sind, ein Kaiserschnitt als Entbindungsmethode vorzuziehen ist. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass von einer vaginalen Geburt nicht systematisch abgeraten werden kann, entsprechende Untersuchungen fehlen derzeit.

Richtlinien für Hebammen

  • Für Hebammen gelten folgende offizielle Empfehlungen des österreichischen Hebammengremiums: Nicht dringende Besuche und Sprechstunden sind bis auf Weiteres zu verschieben. Dringende Hausbesuche, z.B. im Wochenbett, dürfen nach wie vor absolviert werden. Allerdings müssen die Hebammen strenge Hygienemaßnahmen treffen und sich vorab telefonisch über den Gesundheitszustand der Mutter und aller im Haushalt lebenden Personen erkundigen.
  • Visiten können auch per Skype, WhatsApp oder FaceTimestattfinden (Stichwort Telemedizin).
  • Für Hausgeburten und Hebammenvisiten bei Verdacht auf eine Corona-Erkrankung gibt es noch keine Richtlinien, laut Hebammengremium sind sie derzeit in Arbeit.

Stand: 20. März, 2020.

Bundesweite Maßnahmen beachten

Grundsätzlich gilt sowohl für werdende als auch für stillende Mütter: Bitte beachtet die tagesaktuellen Empfehlungen und Maßnahmen, die von offiziellen Stellen wie dem Gesundheitsministerium oder dem Sozialministerium ausgegeben werden. Solltest du eine Reise geplant haben oder dich nicht in deinem Heimatland befinden, musst du zudem die Reisehinweise des Außenministeriums im Auge behalten. Maßnahmen auf Bundesebene und Reisebeschränkungen ändern sich aufgrund der rasanten Entwicklung des Virus täglich.

Quellen:

VSLÖ Empfehlungen Coronavirus COVID-19 und Stillen
German Board and College of Obstetrics and Gynecology
AGES: Coronavirus
Österreichisches Hebammengremium: Corona

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fped.2020.00104/full
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30360-3/fulltext
https://www.sjk-wien.at/fileadmin/St_Josef/News/Besucherregelung_GA_und_KA_2020_03_16_FIN.pdf

Stand: 16. März, 2020.

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