Kindersicherung im Haushalt: So machst du deine Wohnung fit für den Nachwuchs

In den ersten Monaten musst du dir über das Anbringen von Kindersicherungen in deinen eigenen vier Wänden noch keine Gedanken machen, sobald der Nachwuchs jedoch mobil wird, ändert sich das von einem Tag auf den anderen. Etwa zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat beginnen Kinder damit, ihre Umgebung zu erkunden. Nur mehr auf der Spieldecke herumzuliegen ist dann keine Option mehr. Ob krabbelnd, robbend oder rollend nun kann nichts und niemand deinen kleinen Entdecker aufhalten – du wirst überrascht sein, wie flink und geschickt sich die meisten Kinder schon fortbewegen können. Wir zeigen dir, welche Bereiche im Haushalt du unbedingt absichern musst und wo dir größten Gefahren du dein Baby lauern. Dafür sehen wir jedes Zimmer in eurer Wohnung/im Haus separat an.

Aus der Perspektive des Kindes

Ein Großteil aller Kinder-Unfälle passiert im Haushalt und auch wenn es nicht gelingt, alle zu vermeiden, kann dennoch jeder von uns vorbeugen. Kinder sind von Natur aus neugierig und besonders ausgeprägt ist diese Neugierde, wenn sie die Welt neu entdecken, weil sie plötzlich krabbeln und später auch laufen können. Sie erschließen sich damit einen komplett neuen Bewegungsradius, der ihnen bislang auf natürliche Art verwehrt geblieben ist. Alles wirkt nun so unfassbar spannend. Stuhl- und Tischbeine oder Kommoden verwandeln sich in kleine Kletter- und Aufstiegshilfen, Schubladen werden zum Spielzeug und hängende Gegenstände oder Tischdecken laden nur so dazu ein, heruntergezogen zu werden.

KindersicherheitsexpertInnen empfehlen daher, die Wohnung einmal aus Sicht des Kindes zu betrachten. Vieles, was für uns harmlos erscheint, kann für ein Kind nämlich eine Gefahrenquelle sein. Wenn du möchtest, begib dich auf die Knie und erkunde deine Wohnung gewissermaßen mit dem Blick deines Kindes. Was ist aus dieser Position zu sehen? Baumelt irgendwo ein Kabel? Könnten Pflanzen kippen, wenn man an den Blättern zieht? Sind Reinigungsmittel leicht zu erreichen und wie schnell sind Backofen- oder Kühlschranktür für ein Kind zu öffnen? Du wirst vielleicht manche Aspekte entdecken, die dir aus Erwachsenenperspektive noch nicht aufgefallen sind, und dadurch kannst du mögliche Gefahrenquellen entschärfen. Wenn dein Kind mobil wird, ist es sinnvoll, alle Räume zu sichern, in denen du dich gemeinsam mit deinem Kind aufhältst und die es auch allein erreichen kann. Überlege dir, welche Räume du der Einfachheit halber vorerst absperren kannst und welche du in jedem Fall sichern muss.

Wohnräume bewusst sichern

Ein gutes Gefahrenbewusstsein deinerseits ist die Voraussetzung dafür, Wohnräume umfassend kindersicher machen zu können. Im Grunde genommen sind viele Gefahrenquellen für Eltern ohnehin offensichtlich wie beispielsweise Steckdosen, Stolperfallen (Teppiche), Fenster, elektronische Geräte und Putzmittel/Chemikalien sowie frei herumliegende Medikamente. Andere fallen nicht gleich auf den ersten Blick auf, z. B. das hängende Kabel vom Bügeleisen, Pflanzen, die umfallen können oder nicht gesicherte Kästen und Kommoden.

Tipp: Geh gemeinsam mit deinem Partner oder einer Freundin durch die Wohnung und überprüft die Montage von Kästen, Regale, Kommoden sowie andere mögliche Gefahrenquellen. Gewisse Dinge müssen in jedem Raum gesichert werden: Steckdosen, elektronische Geräte, Stolperfallen, Fenster oder offensichtliche Gefahrenstellen. Bei manchen Räumen solltest du besonders genau schauen, z. B. im Badezimmer und der Küche. Wie das Wohnzimmer oder Wohnesszimmer gesichert wird, hängt nun ein wenig von euren Einrichtungsgegenständen ab.

Darauf solltest du achten:

  • Steckdosen mit einem Steckdosenschutz versehen.
  • Keine baumelnden oder frei liegenden Kabel von Fernseher, Musikanlage oder anderen Elektrogeräten. Achte auch auf Ladekabel von Smartphone, Tablet und Co!
  • Kanten und Ecken beim Couch- und Esstisch sichern. Glastische am besten gegen bruchsichere Modelle austauschen.
  • Stolper- und Sturzfallen wie Teppiche, rutschige Untergründe oder herumliegende Gegenstände wegräumen.
  • Pflanzen sorgsam auswählen und außer Reichweite der Kinder aufbewahren.
  • Kommoden, Sideboards, Kredenzen und andere Möbel auf Kippsicherheit prüfen, ggf. in der Wand verankern.
  • Fenster und insbesondere Balkon- oder Terrassentüren sichern.
  • Wenn ihr einen Kamin oder Ofen im Wohnzimmer habt: Rund um die Feuerstelle einen Kaminschutz anbringen.

Checkliste: Sicherheit im Haushalt

Damit du dir schnell einen Überblick verschaffen kannst, welche Räume und Bereiche du in und rund um deine Wohnung sichern solltest, haben wir dir eine Übersicht zusammengestellt. Inklusive aller wichtigen Notruf-Telefonnummern! Ideal zum Ausdrucken:

Checkliste herunterladen

Kindersicherheit in der Küche

Die Küche ist für Kinder oftmals der spannendste Ort in der ganzen Wohnung. Hier ist immer Betrieb. Es wird gekocht, geschnitten, Messer klappern auf dem Schneidebrett, der Wasserkocher singt, Türen und Laden gehen auf und zu und die Erwachsenen, die kochen, sind durchwegs in Bewegung. Nicht zu vergessen, wie gut es duftet, wenn Mama den Kuchen aus dem Backofen holt! Ab dem Beikostalter kann und soll dein Kind am Geschehen in der Küche teilhaben. Sobald es in der Lage ist, selbstständig zu sitzen, kannst du es mit dem Hochstuhl und in etwas Abstand zur Küchenarbeitsplatte ganz in deiner Nähe platzieren. Sobald dein Kind mobiler wird, hat es vermutlich mehr Spaß dabei, deine Küchenkästen auszuräumen und mit Töpfen und Küchenutensilien zu Spielen.

Tipp: Achte darauf, dass die unteren Laden und Schränke gesichert oder mit kindertauglichem Küchenzubehör befüllt sind. Zusätzlich solltest du die Küche wie folgt sichern:

  1. Kindersicherung an der Kühlschranktür anbringen
  2. Lebensmittelkästen, Geschirrschränke, Messerladen mit Schubladen- und Schranksicherungen versehen.
  3. Elektrogeräte wie Wasserkocher, Toaster, Kaffeemaschine, Brotschneidemaschine außer Reichweite des Kindes aufbewahren.
  4. Ofenschutz und Herdschutzgitter anbringen – Kinder nie unbeaufsichtigt in der Küche lassen.
  5. Spülmittel und Reinigungsmittel auf für Kinder unerreichbare Regale platzieren oder in verschließbare Schränke geben. Achtung auch bei Spülmitteltabs – immer außer Reichweite von Kindern aufbewahren.
  6. Mülleimer, Küchenabfälle und Kompost ebenfalls so lagern, dass die Schranktüre verschlossen werden kann.
  7. Kommoden oder Küchenanrichten entsprechend an der Wand sichern. Das gilt genauso für Geschirrschränke und Glasvitrinen.
  8. Wenn du eine Kücheninsel hast, achte darauf, dass nichts herunterbaumelt oder herunterfallen kann.
  9. Scharfe Gegenstände und Gegenstände aus Glas immer gut verstauen.
  10. Kräuter, die Hautreizungen verursachen können, ebenfalls unerreichbar aufbewahren.

Gefahren im Badezimmer

Manche Kinder lieben es, andere wiederum machen einen großen Bogen um das Badezimmer. Unabhängig davon, ob du eine Wasserratte zu Hause hast oder nicht, auch im Badezimmer benötigst du ein paar Sicherungen. Dazu zählen:

  1. Kindersicherungen für Badezimmerunterschränke, Laden oder Aufbewahrungskommoden (Es gibt spezielle Sicherungen für Laden und für Türen, seltener auch sogenannte Scharniersicherungen).
  2. Wenn du deine Medikamente im Badezimmer aufbewahrst, verwende dafür ab sofort einen verschließbaren Medikamentenschrank, den du idealerweise an der Wand montieren kannst.
  3. Hygiene- und Pflegeartikel in Schränken (mit Kindersicherung) aufbewahren.
  4. Achte auf herabhängende Kabel von Föhn, elektrischen Zahnbürsten, Rasierer und sonstigen Geräten. Idealerweise steckst du jedes Gerät nach der Verwendung ab und verstaust es sicher. Elektrogeräte unbedingt vom Wasser fernhalten.
  5. Kantenschutz dort anbringen, wo es möglicherweise notwendig ist, z. B. scharfe Heizkörperkanten.
  6. Die Armatur der Badewanne kann sehr heiß werden. Daher empfiehlt es sich, einen speziellen Kinderschutz anzubringen, der die Armatur vollständig überdeckt.
  7. Kinder nie unbeaufsichtigt allein in der Badewanne zurücklassen!

Nicht vergessen: Schlafzimmer

Kommen wir nun zu einem Raum, in dem groß und klein zur Ruhe kommen dürfen. Gerade in den ersten Lebensjahren und in größeren Familien gibt es unterschiedlichste Schlaf-Arrangements. Vielleicht habt ihr ein Familienbett für alle oder die Eltern schlafen in einem Ehebett und das Baby in einem Beistellbettchen oder eine Babybucht, die direkt am Elternbett angebracht wird. Möglicherweise habt ihr auch eine Extra-Matratze im Zimmer, die älteren Kindern ein Nest bietet, wenn sie krank sind, schlecht geträumt haben oder einfach die Nähe ihrer Eltern suchen. Wenn du stillst, ist es ohnehin praktisch, dein Baby so nah wie möglich bei dir zu haben, um die Stilleinheiten nachts so gemütlich wie möglich zu gestalten. Folgende Sicherheitsvorkehrungen sind im Schlafzimmer zu treffen:

  1. Schränke, Kommoden, Bücherregale, Kästen und Nachtkästchen sichern und an der Wand verankern.
  2. Schubladen mit Sicherungen versehen.
  3. Steckdosen sichern und baumelnde Kabel entfernen.
  4. Pflanzen umsiedeln oder unerreichbar abstellen. Größere Topfpflanzen, die am Boden stehen, nicht vergessen.
  5. Wenn dein Baby im Elternbett schläft, Bettgitter auf einer Seite montieren. Eventuell ein Stillkissen als Rausfallschutz verwenden.
  6. Im eigenen Bettchen gilt: Keine Kuscheltiere, Dekokissen, Kissen, in die man einsinken kann und bitte keine Schnürchen (z. B. von einer Spieluhr oder einer Schnullerkette).
  7. Keine Regale oder Sideboards über oder neben dem Bettchen montieren. Abstand zu Vorhängen, Vorhangstangen und Rollos halten (aufgrund der Schnüre, Gefahr der Strangulierung).
  8. Die Abstände der Gitterstäbe des Babybettchens sind normiert und sollen zwischen 4,5 cm und 6,5 cm liegen.
  9. Sobald dein Baby krabbelt und sich überall hochziehen kann, muss das Babybettchen entsprechend tiefer gestellt werden.
  10. Babys schlafen am sichersten in einem speziellen Babyschlafsack. Auf dicke Decken und Kissen solltest du aufgrund der Erstickungsgefahr verzichten.
  11. Ein kleines Nachtlicht bietet Orientierung beim Stillen und auch wenn das Kind größer wird und z. B. zu euch ins Bett krabbeln möchte.
  12. Für das Schlafen im Familienbett gilt: Wenn du oder dein Partner geraucht oder Alkohol/Drogen konsumiert habt, nicht im gemeinsamen Bett mit dem Baby schlafen. Rauchen erhöht nachweislich das Risiko für SIDS (Sudden Infant Death Syndrom). Ein Wasserbett ist als Familienbett ebenso wenig geeignet wie Sofas oder Schlafgelegenheiten, die eine sehr weiche Unterlage haben.

Sichere Spielumgebung – Kinderzimmer

Das Kinderzimmer ist wahrlich ein magischer Ort. Hier können die Kleinsten ihrer Fantasie freien Lauf lassen, sie können zur Ruhe kommen, ungestört mit ihren liebsten Kuscheltieren und Freunden spielen oder in einer gemütlichen Ecke kuscheln und lesen. Je älter dein Kind wird, desto mehr Zeit wird es auch in seinem eigenen Reich verbringen wollen. Damit auch das Kinderzimmer kindersicher wird, solltest du Folgendes beachten:

  1. Steckdosen, Fenster und Schränke wie gewohnt sichern.
  2. Achte vor allem bei Kästen, Regalen und Kommoden darauf, dass sie gut an der Wand verankert sind – ältere Kinder benutzen Einrichtungsgegenständer gerne als Kletter- und Aufstiegshilfen.
  3. Kontrolliere regelmäßig, ob verschluckbare Kleinteile am Boden oder am Kindertisch liegen. Das gilt im Übrigen für die gesamte Wohnung.
  4. Ecken und Kanten mit einem Schutz versehen und robuste Möbel verwenden.
  5. Steht der Wickeltisch im Kinderzimmer, gilt: Von ihm geht eine erhöhte Sturzgefahr aus, vor allem, wenn Kinder sich rasch umdrehen und sehr aktiv sind. Selbst gemütliche Kinder haben so manchen Elternteil mit einer flotten Drehung am Wickeltisch überrascht. Der Wickeltisch oder Wickelaufsatz muss auf drei Seiten eine leicht erhöhte Seitenwand haben. Grundsätzlich gilt: Immer eine Hand am Kind und das Baby nicht allein am Wickeltisch lassen. Wenn du vom Tisch wegmusst oder dein Baby sehr aktiv ist, musst du es sicherheitshalber am Boden ablegen und auch dort wickeln.
  6. Harte Untergründe und Böden solltest du mit einem Teppich versehen. Lose Teppiche bitte immer mit einer Anti-Rutsch-Unterlage versehen.
  7. Spielsachen und Spielzeug sollten immer altersgerecht gewählt werden. Achte auf Prüfsiegel, Sicherheitszeichen und darauf, dass sich dein Kind beim Spielen damit nicht unabsichtlich verletzen kann.

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