Mentale Geburtsvorbereitungstechniken

Du kennst sie vermutlich: die klassischen Geburtsvorbereitungskurse in einem Eltern-Kind-Zentrum, bei einer Hebamme oder im Krankenhaus. Dort lernen du und dein Partner in wenigen Einheiten all jene Dinge, die ihr über die Zeit knapp vor der Geburt, den Geburtsverlauf und die ersten Wochenbettwochen wissen möchtet. Ergänzend hat sich zu diesen Standard-Konzepten ein breites Angebot an mentalen Kursvorbereitungskursen entwickelt. FlowBirthing, HypnoBirthing und andere Methoden erfreuen sich immer größere Beliebtheit. Damit du den Überblick nicht verlierst, haben wir hier die wichtigsten Fakten zu den interessantesten Konzepten zusammengestellt.

Keine Angst vor dem Schmerz

Mentale Geburtsvorbereitungskurse haben je nach Aufbau üblicherweise zwei Säulen. Zum einen geht es natürlich darum, dass alle KursteilnehmerInnen mit dem Ablauf einer Geburt vertraut werden. Du sollst dir dabei kein umfassendes medizinisches Wissen aneignen. Ziel ist es, ein Verständnis davon zu bekommen, welche Prozesse in deinem Körper in Gang kommen, wenn sich das Baby auf den Weg macht. Mögliche Fragen, die in der Gruppe geklärt werden könnten, wären:

  • Was muss ich in den letzten Wochen vor der Geburt beachten?
  • Wie kann ich mich auf die Geburt vorbereiten?
  • Wie kann mein Partner mich unterstützen? Gibt es Übungen?
  • Woran merke ich, dass es mit der Geburt losgeht?
  • Welche Arten von Wehen gibt es und wie erkenne ich sie? Wie entsteht eine Wehe im Körper?
  • Welche Gebärposition kann ich in den jeweiligen Geburtsphasen einnehmen?
  • Wie gehe ich mit Schmerz um? Welche Möglichkeiten der Schmerzlinderung habe ich?
  • Was geschieht direkt nach der Geburt?
  • Welche Vorbereitungen soll ich für das Wochenbett treffen?

Im Rahmen des Kurses wird dir die Kursleiterin einige theoretische Inputs liefern und dich über die medizinischen Grundlagen beziehungsweise die Routinen im Krankenhaus aufklären. Anschließend habt ihr auch Gelegenheit, individuelle Fragen zu stellen und euch auch in der Gruppe auszutauschen.

Mentaltraining

Die zweite und zumeist größere Säule ist die mentale Geburtsvorbereitung. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Verarbeitung des Geburtsschmerzes, der Umgang mit den Wehen sowie die Visualisierung einer positiven Geburtserfahrung. Mittlerweile weiß man, dass Angst und negative Gedankenspiralen zu noch größerer Anspannung führen. Das wiederum verstärkt die Angst vor dem Geburtsschmerz und mitunter das Schmerzempfinden unter der Geburt selbst. Mentale Geburtsvorbereitungstechniken setzen also auf Techniken, die dabei helfen, den Kreislauf aus Schmerz, Angst und Anspannung zu durchbrechen.

Im entspannten Zustand können sich dann jene Hormone, die uns bei der Geburt natürlich unterstützen, voll und ganz entfalten. Du kannst dir das ein wenig wie Mentaltraining für den Leistungssport vorstellen. Es geht darum, Bilder, Gefühle und gewisse Anker zu entwickeln, die du dann in der Geburtssituation abrufen kannst. Außerdem wirst du ermutigt, eine Vision von der Geburt entstehen zu lassen, so wie du sie dir vorstellst. Da wird jedoch wissen, dass nicht immer alles nach Plan läuft und mögliche Komplikationen nie vollkommen ausgeschlossen werden können, bereitest du dich mental auch auf Abweichungen vor. Du bist dann in der Lage, besser mit der geänderten Situation umzugehen und dich selbst rasch wieder in einen Entspannungszustand zu versetzen.

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Vorteile der mentalen Geburtsvorbereitung

Welche Techniken im Kurs gelehrt werden, hängt natürlich von der Ausrichtung und der Kursleitung ab. Es gibt fixe Konzepte wie beispielsweise HypnoBirthing nach Mongan oder PositiveBirth-Kurse, die immer nach dem gleichen Schema und mit den gleichen Inhalten unterrichtet werden. Manchmal stehen Visualisierungen im Vordergrund, meistens liegt der Fokus auf Atemtechniken, Selbsthypnose, Entspannungstechniken und Partnerübungen. Zu den Vorteilen zählen:

  • Verkürzung der Geburtsdauer
  • Stärkung der Mutter-Kind-Bindung schon vor der Geburt
  • Aktive Einbindung des Partners – Stärkung der Bindung der werdenden Eltern
  • Schmerzmittel kommen seltener zum Einsatz
  • In den Wehenpausen können sich Gebärende besser erholen.

HypnoBirthing nach Marie Mongan

Marie F. Mongang hat diese spezielle Form der Geburtsvorbereitung entwickelt. In den USA und Großbritannien ist HypnoBirthing nach Mongan schon sehr weit verbreitet, bei uns setzt sich der Trend nach und nach durch. Mongan hat verschiedenste Techniken entwickelt, mit deren Hilfe du dich gemeinsam mit deinem Partner auf die Geburt vorbereiten kannst. HypnoBirthing nach Mongan richtet sich explizit an das Elternpaar, einzelne Elternteile können den Kurs nicht besuchen. Das liegt darin begründet, dass einige Übungen als Paarübungen trainiert werden. Du übst die Visualisierungen oder Ankertechniken in der Schwangerschaft und während der Geburt kann dein Partner dir aktiv dabei helfen, sie wieder abzurufen und einzusetzen. In den Kursen werden dir verschiedene Atemtechniken gezeigt, ebenso geführte Entspannungsreisen, Meditationen und Vertiefungsmethoden, die dich weiter eine leichte Trance führen. HypnoBirthing-Kurse nach Mongan gibt es in Präsenz oder online. Du kannst auch eine individuelle Begleitung buchen oder die das Wissen im Selbststudium (mit Buch und Audio-CD) aneignen.

Die friedliche Geburt von Kristin Graf

Kristin Graf ist Mentaltrainerin und Hypnosecoach in der Geburtsvorbereitung. Sie hat einen Geburtsratgeber mit dem Titel „Friedliche Geburt – So bringst du dein Baby selbstbestimmt und angstfrei zur Welt“ geschrieben. Der Ratgeber wird von vielen Hebammen und ExpertInnen empfohlen. Daraus entstanden ist dann ein Online-Kurs, der dich auf eine friedliche Geburt vorbereiten soll. Graf hat Methoden entwickelt, die dir helfen, negative Geburtserlebnisse zu verarbeiten, angstfrei durch die Schwangerschaft zu gehen und dich positiv auf die Geburt einzustimmen. Du bekommst entsprechendes Begleitmaterial zum Nachlesen und Audiohypnosen/Anleitungen zur Selbsthypnose. Das Programm richtet sich per se an die werdende Mutter. Auf Wunsch kann der Partner jedoch aktiv in die Geburtsvorbereitung eingebunden werden. Der Kurs ist nur online zugänglich.

FlowBirthing

FlowBirthing ist ein weiteres Kurskonzept, das Techniken der Hypnose und mentalen Ausrichtung zur Vorbereitung auf die Geburt nutzt. Ein Ziel von FlowBirthing ist die Etablierung einer neuen Geburtskultur. Im Mittelpunkt steht die Kombination von uraltem weiblichem Wissen und den Erkenntnissen moderner Wissenschaft. In FlowBirthing Kursen oder Webinaren lernst du Techniken, die dir dabei helfen, deinem eigenen Körper und deiner weiblichen Kraft zu vertrauen. Gearbeitet wird mit Mantren, Affirmationen und Entspannungstechniken. Du sollst stark und voller Selbstvertrauen auf die Geburt deines Kindes zugehen. Dabei geht es natürlich auch darum, herauszufinden, was dir Selbstvertrauen gibt. Ist es eine spezielle Atemtechnik? Ist es HypnoBirthing? Oder hilft es dir, negative Glaubenssätze umzuformulieren? Es gibt FlowBirthing-Kurse, Schwangerenkreise, Webinare aber auch ein Buch, wenn du dir die Inhalte selbst erarbeiten möchtest.

Geburtsvorbereitung mit Hypnose allgemein

Wenn dich die Methode der Geburtsvorbereitung mittels Hypnose interessiert, du jedoch lieber einen klassischen Kurs besuchen und individuell betreut werden möchtest, gibt es folgende Möglichkeit: Suche dir eine Hebamme, die eine Hypnose-Spezialausbildung für die Schwangerschaft bzw. Geburtsvorbereitung absolviert hast. Idealerweise wählst du diese Hebamme dann auch für die Betreuung deiner Schwangerschaft, die Geburt (sofern als Beleghebamme möglich) und die Zeit im Wochenbett. Die Arbeit mit Hypnose allgemein findet zumeist in Einzelsettings oder sehr kleinen Gruppen statt. Die Hebamme hat zwar sein eigenes bewährtes Konzept, das sie verfolgt, dennoch gibt es meistens viel Raum für individuelle Anpassungen und Fragen.

Tipp: Achte darauf, dass ein Leitfaden, ein Skript oder Audiodateien zum Nachhören bereitgestellt werden. Dadurch kannst du das Gelernte zu Hause vertiefen und immer wieder üben.

Was du bei Online Kursen beachten solltest

Nicht zuletzt aufgrund der Pandemie sind viele Kurse mittlerweile auch in den Online-Bereich „gesiedelt“. Du kannst bestimmte Kursangebote also auch wahrnehmen, wenn sie beispielsweise nicht in deiner Nähe sind oder du zeitlich mit Geschwisterkindern daheim gebunden bist. Folgende Aspekte solltest du beachten:

  • In welchem Format wird der Kurs angeboten? Gibt es hauptsächlich Videos? Gibt es begleitende Unterlagen/Skripten? Oder finden Online-Meetings mit der Kursleiterin und anderen TeilnehmerInnen statt?
  • Ist der Kurs ein Partner- oder ein Einzelkurs?
  • Wie viele Einheiten sind geplant und in welcher Schwangerschaftswoche soll man idealerweise mit dem Kurs beginnen?
  • Gibt es ein festgelegtes Programm oder kannst du dir die Einheiten im eigenen Tempo erarbeiten?
  • Steht die Kursleiterin für individuelle Fragen zur Verfügung? Z.B. per Zoom oder Chat oder am Telefon?

Tipp: Wirf einen Blick auf unser schwanger.at Verzeichnis rund um das Thema Onlinekurse. Hier findest du einige spannende Kursangebot rund um Schwangerschaft, Geburt und das erste Lebensjahr. Allgemeine Informationen zur Geburtsvorbereitung mit Hypnosemethoden haben wir hier zusammengestellt.

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