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„Nicht von schlechten Eltern“ – Über Bindungsprobleme und die ersten Wochen als Jungfamilie
Manchmal gestaltet sich der Einstieg in das Familienleben schwerer als angenommen. Stress in der Schwangerschaft, Komplikationen während der Geburt oder Anpassungsschwierigkeiten des Säuglings: die erste Lebensphase des Menschen hält vielfältige Herausforderungen bereit. Der Film „Nicht von schlechten Eltern“ zeigt drei Familien mit ihren Babys und Kleinkindern, alle sind mit unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert.
Familienalltag als Herausforderung
Wenn dein Baby das Licht der Welt erblickt, ist das zweifelsohne einer der bewegtesten Momente in deinem Leben. Von diesem Tag an wird dich dein Baby immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Diese erste Lebensphase ist manchmal sehr anfällig für Krisen. Zum einen müssen Mutter und Vater erst in ihre Rolle finden, auch das Paar-Leben muss neu definiert werden. Zum anderen hat der Nachwuchs eine Unzahl an Eindrücken zu bewältigen, viele nimmt er schon aus der Schwangerschaft und von der Geburt mit. In dieser Zeit geraten manche Eltern an ihre Grenzen, vor allem dann, wenn sich ihr Baby besonders stark ausdrückt, wenn es untröstlich scheint und stundenlang weint. Jeder Beruhigungsversuch scheitert und mit jedem weiteren Versuch wachsen Schuldgefühle und der Eindruck, als Mutter/Vater versagt zu haben. Daraus entsteht ein Kreislauf negativer Gefühle, diese beeinträchtigen das Bindungsverhalten und die Kommunikation zwischen Eltern und Kind. In solche Situationen geraten Familien viel öfter, als du es vielleicht annimmst. Darüber gesprochen wird aber selten.
Filmischer Tabubruch
Am 23.März 2018 feiert der Dokumentarfilm „Nicht von schlechten Eltern“ von Antonin Svoboda in den heimischen Kinos Premiere. Svoboda hat drei Familien mit Babys und Kleinkindern über ein Jahr lang bei ihrer Therapiearbeit mit Thomas Harms begleitet. Der Fokus liegt dabei auf einer ruhigen filmischen Inszenierung, die die Therapiesequenzen einfängt, dabei aber nie die respektvolle Distanz verliert. Erzählt werden die Geschichten der Mütter, der Väter und der Kinder. Interviews mit SpezialistInnen für Familien- und Sozialstrukturen bilden das Rahmenprogramm. Mit dem Film soll ein stückweit auch das Tabu des „unperfekten“ Familienglücks gebrochen werden. Nicht immer entwickelt sich der Alltag wie wir es uns vorstellen. Oft wiegen finanzielle Probleme oder der Druck von außen einfach zu schwer. In solchen Situationen sollte es betroffenen Familien offen stehen, sich Unterstützung zu holen und so die Herausforderungen zu meistern.
Schwanger.at hatte die Möglichkeit, den Regisseur Antonin Svoboda zum Film zu befragen:
Schwanger.at: Wie ist die Idee zum Film entstanden?
Antonin Svoboda: Ich hatte für einen anderen Dokumentarfilm („Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?“, AUT 2009) schon mit Thomas gedreht und dabei seine Arbeit kennengelernt. Für mich war es der magische Moment, wenn sich „sprachlose“ Kleinkinder plötzlich verständlich machen beziehungsweise von den Eltern verstanden werden und die Beziehung ein tieferes Verständnis erfährt.
Schwanger.at: Warum wurde „Nicht von schlechten Eltern“ als Titel gewählt?
Antonin Svoboda: Alle Eltern bemühen sich und trotzdem kann man nicht alles richtig machen. Die doppelte Negation spielt damit und als geläufiger Spruch schwingt auch etwas Tröstliches und Versöhnliches mit. Letztlich verurteilen sich Eltern oft zu viel und zu schnell und folglich auch ihre Kinder. Der Titel spielt also auch darauf an.
Schwanger.at: Wie einfach/schwer war es, ProtagonistInnen für den Film zu finden?
Antonin Svoboda: Schwer. Und ich bin sehr dankbar für den Mut und die Geduld der Eltern und für die Unterstützung von Thomas, ohne der dieser intime Film so nicht realisierbar geworden wäre.
Schwanger.at: Sind weitere Filmprojekte zur Thematik „Elternschaft“ geplant?
Antonin Svoboda: Ja, aber nun wieder im fiktionalem Bereich, irgendwann muss man die Privatsphäre von Menschen auch wieder in Ruhe lassen :-)
Filmstart: 23. März 2018
Regie: Antonin Svoboda / Drehbuch: Antonin Svoboda / Kamera: Antonin Svoboda, Lisa Ganser, Gabriela Schild / Schnitt: Joana Scrinzi / Ton: Thomas Pötz / Produktion: coop99filmproproduktion, Ulrich Seidl Film / Produzenten: Antonin Svoboda, Bruno Wagner, Ulrich Seidl / Österreich 2017 / 86 Minuten
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