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Wehen
Sie sind schmerzhaft und stellen jede gebärende Frau vor eine große Herausforderung, dennoch zählen sie zu den wichtigsten Geburtshelfern: Wehen. Die Gebärmutterkontraktionen, die mitunter sehr heftig ausfallen können, haben maßgeblichen Anteil daran, dass der Nachwuchs auf natürlichem Wege das Licht der Welt erblickt. Bereits während der Schwangerschaft gelingt es den Wehen jedoch eine Menge Verwirrung zu stiften, denn es gibt verschiedene Arten: Übungswehen, Vorwehen, Senkwehen, Geburtswehen und Nachwehen.
Schwangeren fällt es manchmal schwer diese voneinander zu unterscheiden – nicht immer ist das Bauchgefühl so eindeutig wie man es sich wünschen würde. Auch wenn alle Wehen das gleiche Ziel verfolgen, nämlich das ungeborene Baby sicher durch den Geburtskanal zu bringen, wirken sie sich dennoch unterschiedlich aus. Während Senkwehen beispielsweise dafür sorgen, dass der Kopf des Babys tiefer in das mütterliche Becken eintritt, helfen Presswehen dem Nachwuchs dabei, sich endgültig aus der engen Vagina zu schieben.
Wie entsteht eine Wehe?
Es gibt unterschiedliche Arten von Wehen, die jedoch alle einen Ursprung haben. Als Wehe bezeichnet man eine Kontraktion der Gebärmutter, genau genommen der Gebärmuttermuskulatur. Wie stark, wann und wie oft sich die Gebärmutter zusammenzieht, können Frauen nicht beeinflussen. Die Bewegung findet einfach statt und macht sich in Form von Schmerzen bemerkbar, die von Frau zu Frau variieren. Die einen nehmen nur ein leichtes Ziehen im Rückenbereich wahr, andere spüren eine starke Verkrampfung oder einen stechenden Druck in der Bauchgegend. Für die Entstehung einer Wehe sind stets Hormone beziehungsweise Veränderungen im Hormonhaushalt verantwortlich.
Die Plazenta schüttet während der Schwangerschaft ein schwangerschaftserhaltendes Hormon namens Progesteron aus. Es wirkt entspannend auf die Gebärmutter und sorgt dafür, dass keine frühzeitigen Wehen ausgelöst werden. In den letzten Wochen vor der Geburt beginnt der Körper, sich auf das bevorstehende Ereignis einzustellen. Er dämpft die Progesteron-Produktion und regt im Gegenzug die Ausschüttung von Östrogen an. Daraufhin erhöht sich auch der Oxytocin-Gehalt im Blut. Oxytocin begünstigt die Entstehung von Wehen, die anschließend regelmäßiger auftreten und dadurch die Geburt in Gang bringen.
Braxton Hicks Kontraktionen
Namensgeber dieser Wehen ist ein britischer Arzt, dessen Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert erste, wertvolle Erkenntnisse lieferten. Braxton Hicks Kontraktionen können bereits ab dem 2. Schwangerschaftsmonat auftreten. Der Großteil aller Schwangeren nimmt sie gar nicht bewusst wahr, da sie im Regelfall keine Schmerzen verursachen. Sie kommen und gehen in unregelmäßigen Abständen und werden nicht stärker. Sie unterscheiden sich also sowohl in Bezug auf Schmerzen als auch Intensität von den Geburtswehen gegen Ende der Schwangerschaft. Diese Form der Kontraktionen hat weder sichtbare noch spürbare Auswirkungen – ihre Aufgabe besteht darin, die Gebärmutter ein wenig zu trainieren.
Vorwehen
Rückt der errechnete Geburtstermin näher, verändert sich auch die Wehentätigkeit. Wenige Wochen vor der Entbindung werden die Braxton Hicks Kontraktionen von den so genannten Vorwehen abgelöst, die manchmal auch als Übungswehen bezeichnet werden. Diese sind nicht ganz schmerzfrei, jedoch auch nicht besonders schmerzhaft. Manchmal äußern sie sich in Form von Beschwerden im Rückenbereich, einige Schwangere berichten auch von einem starken Ziehen im Unterleib. Zu diesem Zeitpunkt verspüren werdende Mütter meist einen stärkeren Harndrang als in den Monaten zuvor, da der Kopf des Babys noch stärker auf die Blase drückt und dieser Druck durch die Vorwehen noch einmal intensiviert wird. Nach einer gewissen Zeit nehmen die Vorwehen jedoch ab, bis sie letztlich vollkommen verebben.
Senkwehen
Hin und wieder kommt es vor, dass Vorwehen stärker und nicht schwächer werden. Dann spricht man von Senkwehen. Diese sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass es nicht mehr lange dauert, bis der Nachwuchs auf die Welt kommt. Die Senkwehen dienen der unmittelbaren Vorbereitung auf die Geburt. Der Körper des Ungeborenen wird Richtung Geburtskanal „geschoben“, das kleine Köpfchen tritt tief in das Becken der Mutter ein. Sie können bereits schmerzhaft ausfallen, daher empfehlen Hebammen den Einsatz der erlernten Atemtechniken, um den Schmerz in Schach zu halten. Auch ein warmes Bad kann Linderung verschaffen. Bei Erstgebärenden richtet sich das Köpfchen des Babys ab der 34. Schwangerschaftswoche aus, hat eine Frau bereits einmal entbunden, können Senkwehen auch erst kurz vor der Geburt auftreten.
Geburtswehen
Bei den Geburtswehen unterscheidet man Eröffnungswehen und Presswehen. Eröffnungswehen treten in der ersten Phase der Entbindung auf und sorgen dafür, dass sich der Muttermund schrittweise bis zu 10cm öffnet. Dass es nun richtig ernst wird, erkennen Schwangere an Intensität und Häufigkeit der Wehen. Sie wiederholen sich in immer kürzer werdenden Abständen, dauern zwischen 1 und 1,5 Minuten und werden immer stärker. Wer sich unsicher ist, ob es sich tatsächlich um Geburtswehen handelt, der kann dies mit einem warmen Bad in der Wanne testen. Vorwehen werden dadurch gelindert, Eröffnungswehen verstärkt. Eröffnungswehen können sehr schmerzhaft und anstrengend sein, daher sollten Gebärende die Pausen zwischen den Wehen nutzen, um sich zu entspannen und neue Kräfte zu sammeln.
Steht die letzte Etappe der Geburt bevor, äußern sich Wehen in Form von Presswehen. Sie bereiten eigentlich mehr Schmerzen als alle anderen Wehen zuvor, viele Frauen empfinden dies jedoch als weniger schlimm, da sie nun aktiv mitarbeiten und pressen dürfen. Am Ende der Austreibungsphase tritt das Köpfchen des Kindes durch die Vagina und kurze Zeit später rutscht der restliche Körper nach.
Wehen in der Nachgeburtsphase
Auch in der Nachgeburtsphase kommt es zu Wehen, die zwischen 10 und 15 Minuten dauern, jedoch nicht mehr so stark sind wie die Geburtswehen. Nachwehen bewirken die Ablösung und die Ausstoßung der Plazenta. Außerdem bringen sie den Rückbildungsprozess der Gebärmutter in Gang, der durch das erste Stillen des Babys direkt nach der Geburt unterstützt wird. Die meisten Frauen nehmen die Kontraktionen in diesem Stadium gar nicht wahr – sie sind viel zu überwältigt davon, das eigene Kind endlich in Händen zu halten.
Vorzeitige Wehen
Vorzeitige Wehen in einer frühen Phase der Schwangerschaft sind vor allem dann problematisch, wenn sie in sehr kurzen Abständen auftreten und die Öffnung des Muttermundes bewirken. In Anbetracht einer drohenden Früh- oder Fehlgeburt sollten sich Schwangere in so einem Fall sofort an eine Arzt/an eine Ärztin oder an die Geburtsklinik wenden. Priorität gilt dann der Eindämmung der Wehen, bis sie letztlich vollends abebben. Wird die Ursache der vorzeitigen Wehen diagnostiziert (z.B. Infektion, Erkrankung der Mutter), so kann durch rasche Behandlung Abhilfe geschaffen werden. Andere Interventionsmöglichkeiten sind die Verordnung von absoluter Bettruhe, die Verschreibung von wehenhemmenden Medikamenten oder die Gabe von hoch dosiertem Magnesium.
Grundsätzlich gilt: schwangere Frauen, die eine ungewöhnliche Wehentätigkeit verspüren und dadurch stark verunsichert sind, sollten zur Sicherheit immer medizinischen Rat einholen, unabhängig davon wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist.
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