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Das vierte Trimester: Stärkung für die frisch gebackene Mutter im Wochenbett
Das Wochenbett ist eine wichtige Phase, die von manchen Hebammen sogar als viertes Trimester bezeichnet wird. Auch wenn das mathematisch gesehen nicht richtig ist, hat diese Perspektive dennoch etwas für sich. Dein Baby hat zwar das Licht der Welt erblickt, aber du benötigst noch Zeit, um in der Mutterrolle anzukommen. Genauso liegt es an dem Neugeborenen, sich in der Welt außerhalb des geschützten Mutterleibs zurechtzufinden.
Warum frisch gebackene Mütter gestärkt werden müssen und wie sich das mit unserem hektischen Alltag vereinbaren lässt, erklärt ein besonderes Buch für das Wochenbett: „Die ersten vierzig Tage“ von Heng Ou.
Das Sammeln vor der Geburt
Die emotionale und praktische Vorbereitung auf das Wochenbett beginnt laut Heng Ou schon vor der Geburt. Diese Phase wird als Zeit des Sammelns bezeichnet, vielen Schwangeren ist sie vermutlich als „Nestbau“ bekannt. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, das Heim für den Familienzuwachs einzurichten, sondern jene Vorkehrungen zu treffen, die ein ausgedehntes Wochenbett ermöglichen. Idealerweise dauert die Erholungsphase nach der Geburt vier bis sechs Wochen und diese Zeit will gut vorbereitet sein. Das dritte Trimester bietet sich also an, um alle Aspekte des Wochenbetts zu organisieren. Dazu zählen:
Ernährung
Es ist wichtig, im Wochenbett ausgewogen und abwechslungsreich zu essen. Du musst deine Reserven wieder füllen und Ressourcen zur Milchbildung anlegen. Nun ist es jedoch so, dass du nach der Entbindung nicht unbedingt selbst stundenlang am Herd stehen solltest. Es empfiehlt sich also, gewisse Lebensmittel und Speisen auf Vorrat einzukaufen beziehungsweise im Tiefkühler zu konservieren. Getreide, Hülsenfrüchte, Trockenfrüchte, Tees und andere haltbare Lebensmittel kannst du bereits besorgen und damit deine Speisekammer füllen. Kraftsuppen werden idealerweise frisch zubereitet, ein kleiner Notfallvorrat schadet jedoch nicht. Auch Eintöpfe, Sugos und Pfannengerichte lassen sich gut einfrieren.
Entspannung
Erholung ist das A & O im Wochenbett. Dein Körper benötigt Zeit, um sich zu regenerieren. Vielleicht gibt es Geburtsverletzungen, die ausheilen müssen, auch das Stillen erfordert ein wenig Übung. Zusätzlich verändern sich nach der Geburt eines Kindes viele Befindlichkeiten auf emotionaler und körperlicher Ebene. Du wirst mit der Verantwortung für das Wohlergehen eines Neugeborenen konfrontiert, auch wenn die Paar-Ebene mit dem Vater des Kindes bisher gut funktioniert hat, als Elternpaar betretet ihr Neuland. Aufgaben müssen erkannt und verteilt werden, alle finden sich in der neuen Konstellation ein. Damit du möglichst gut mit den Veränderungen umgehen kannst, ist es wichtig, entspannt zu bleiben.
Schaffe dir also in deinem Haus Zonen, die dir helfen, dich zu beruhigen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Gestalte eine gemütliche Ecke, in der ausreichend Kissen und Stillhilfen zur Verfügung stehen, montiere eine Babybucht an das Elternbett, wenn dein Kind nicht im großen Bett schlafen soll. Ein paar Accessoires, die den Babyalltag erleichtern, kannst du dir ebenfalls schon besorgen: z.B. ein angenehmes Nachtlicht, eine Nackenrolle, ein Kirschkernkissen, ein Massageöl, belebende oder beruhigende Düfte.
Hilfe
Ein Sprichwort besagt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Nun, soweit würden wir vielleicht nicht gehen, aber da ist schon etwas Wahres dran. Je mehr Personen du hast, die dir im Wochenbett und in den ersten Monaten mit dem Baby zur Hand gehen, desto besser. Du kannst dich dann nämlich auf das Wesentliche konzentrieren: deine Erholung, das Kennenlernen und die Versorgung des Neugeborenen.
Wir empfehlen, alleine oder gemeinsam mit deinem Partner für das Wochenbett ein Netzwerk zu organisieren: Wer bringt etwas zu Essen, wer übernimmt die Geschwisterkinder, wer entlastet dich mit dem Baby, wer erledigt Besorgungen und wer bietet seine Mithilfe im Haushalt an? Idealerweise erstellt ihr auch einen Plan, der deine Helferinnen und Helfer zeitlich koordiniert. In den ersten Tagen möchtest du vermutlich nur deine Liebsten um dich haben und das ist auch vollkommen in Ordnung. Stress mit Besuchern zu vermeiden, ist sogar eine zentrale Aufgabe deines Partners/eines Familienmitgliedes für dein Wochenbett.
Die vier Phasen im Wochenbett
In der westlichen Medizin unterscheidet man zwischen Frühwochenbett und dem späten Wochenbett. In der chinesischen Tradition der Mutterpflege, Zuo Yuezi, wird die Zeit nach der Geburt in vier aufeinanderfolgende Phasen eingeteilt. Jede von ihnen weist eine Besonderheit auf, eine spezielle Entwicklung, die sowohl bei der Mutter als auch beim Kind zu beobachten ist.
Die Angaben zu den einzelnen Phasen sind natürlich nicht als absolut anzusehen. Bei manchen Müttern wechseln sie sich rascher ab, andere wiederum befinden sich länger in einer bestimmten Phase. Die Einteilung soll vielmehr ein Wegweiser sein dafür, was auf frisch gebackene Mütter zukommt und wie sie mit bestimmten Veränderungen leichter umgehen können.
Die weiche Landung
Die Phase der weichen Landung umfasst die ersten sieben Tage nach der Geburt. Es ist eine Zeit des Ankommens und des Realisierens. Je nach Entbindungsort verbringst du ein paar Tage im Krankenhaus auf der Wochenbettstation, bevor du nach Hause gehst oder du bist nach einer ambulanten Entbindung oder Hausgeburt direkt in deinen eigenen vier Wänden. Es ist eine magische Phase, die schwer zu beschreiben ist. Du fühlst dich erleichtert und kraftvoll, weil du diesen großartigen Akt der Geburt hinter dich gebracht hast. Du bist verliebt in dein Neugeborenes und vielleicht auch wieder neu verliebt in deinen Partner, der dich in diesen Stunden der Anstrengung unterstützt hat.
Gleichzeitig fühlst du dich erschöpft, müde und hast vielleicht körperliche Wunden, die schmerzen und erst heilen müssen. Um „weich zu landen“, benötigt es absolute Ruhe, Geborgenheit, Liebe und Aufmerksamkeit deiner Mitmenschen. Schotte dich ab, mache es dir gemütlich mit deinem Baby und deinem Partner. Fülle deine Speicher mit wertvoller Nahrung und konzentriere dich nur auf das, was im Moment wichtig ist: Dein Baby kennenzulernen, es zu nähren und zu beschützen. Beim Stillen helfen dir eine Stillberaterin und deine Hebamme!
Der wahre Beginn
Die zweite Woche nach der Geburt trägt die Bezeichnung „Der wahre Beginn“. Beschrieben wird damit ein Zustand, in dem sich der allererste Zauber und die allererste Aufregung über den Nachwuchs langsam legen und so etwas wie ein Ankommen stattfindet. Wöchnerinnen fühlen sich zu diesem Zeitpunkt schon kräftiger, der Körper erholt sich, Geburtsverletzungen heilen. Möglicherweise hast du nun schon wieder das Bedürfnis, Hausarbeit zu erledigen oder außer Haus zu gehen, manche Mamas werden regelrecht von einem Tatendrang gepackt.
Die Empfehlung lautet aber: Solche Impulse guten Gewissens ignorieren. Auch wenn du dich besser fühlst, benötigst du noch Zeit und Ruhe. Dein Baby beansprucht deine gesamte Aufmerksamkeit, du bist mit Stillen, in den Schlaf wiegen und dem Wechseln von Windeln überaus gut beschäftigt. Besucher und Besucherinnen können dich vom Babyalltag ein wenig ablenken, sofern sie mit Essen gefüllte Taschen mitbringen.
Tipp: Wähle deine Besucher sorgsam aus und achte auf dein Gefühl. Du bist nicht verpflichtet, Gäste zu empfangen, wenn es dir zu viel ist und du lieber deine Ruhe haben möchtest. Das Wochenbett gehört dir und deiner Familie!
Dein neuer Normalzustand
Zwischen dem 16. und 22. Tag nach der Geburt deines Kindes kehrt schön langsam so etwas wie Normalität ein. Dein Partner geht vermutlich schon wieder arbeiten, du bewältigst den Alltag mit eurem Nachwuchs. Üblicherweise verrichtest du dabei immer die gleichen Tätigkeiten. Manche Mütter haben sogar das Gefühl, dass sie den gesamten Tag auf dem Sofa oder im Bett beim Stillen verbringen. Ein Eindruck, der gar nicht so falsch ist. Dein Baby wächst in dieser Zeit kräftig, die Muttermilch stellt sich um und dein Körper produziert mehr Milch, um dem Wachstumsschub des Kindes gerecht zu werden.
Wenn du dich einsam oder isoliert fühlst, empfiehlt sich ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein abwechslungsreicher Einkauf am Wochenmarkt. Dein Baby nimmst du im Kinderwagen oder im Tragetuch einfach mit. Denk daran, dass die Ressourcen deines Körpers in dieser Zeit sehr strapaziert werden. Stillen kostet Energie, auch Schlafmangel und der fehlende Tag- Nacht-Rhythmus können dir zu schaffen machen. In der Mutterpflege nach TCM spielt Ernährung hier eine wichtige Rolle, da sie als heilsam gilt. Stärke dich mit folgenden Lebensmitteln:
- Congees, Suppen und Eintöpfe (mit Getreide, Gemüse und Fleisch)
- Süßes und Snacks (Selbstgemachte Cracker, Griesbrei oder Honig-Knusper-Schnitten)
- Mama Bowls (mit Getreide, Gemüse, Proteinen und einem Topping aus Kernen und Samen)
- Heiße Getränke und heilende Tees (Smoothies, Tees mit Ingwer und Zimt)
Ein neuer Rhythmus
In der vierten Woche nach der Geburt deines Kindes hast du einen großen Meilenstein geschafft: Du hast einen neuen Rhythmus etabliert, du erkennst und deutest die Signale deines Babys und bist weitgehend in der Mutterrolle angekommen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, manche Frauen benötigen Wochen oder Monate bis sie sich richtig wohlfühlen mit der neuen Aufgabe – auch das ist vollkommen in Ordnung.
Es wird Zeit, die Welt zu erkunden. Vielleicht möchtest du dich für einen Rückbildungskurs oder eine Mutter-Kind-Gruppe in deiner Nähe anmelden. Gegen Ende der ersten vierzig Tage bietet sich auch die Gelegenheit, alleine etwas zu unternehmen. Wie wäre es mit einem Besuch beim Friseur, mit einer entspannenden Massage oder einem netten Plausch unter Freundinnen?
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