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Schnuller - Ja oder Nein?
Babys und ihre Schnuller: manche haben immer mehrere „Nuckis“ griffbereit, andere lehnen die künstlichen Sauger vehement ab. Warum er dosiert eingesetzt werden sollte und wie sich das „Schnullern“ mit dem Stillen verträgt, wir haben alle wichtigen Infos für dich.
Natürliches Saugbedürfnis
Eine allgemeine Empfehlung für den Schnuller, auf die sich sowohl KinderärztInnen, Hebammen als auch Stillberaterinnen einigen könnten, gibt es bislang noch nicht. Feststeht lediglich, Babys haben ein natürliches Saugbedürfnis. Schon im Mutterleib beginnen sie damit, an ihrem Daumen zu nuckeln. Sie trainieren die Saugbewegungen für die Zeit nach der Geburt. Lippen und Zunge so zu koordinieren, dass sie an einem Fläschchen oder der mütterlichen Brust trinken können, sichert den Kleinsten das Überleben.
Wenn du dein Baby kurz nach der Entbindung zu dir nimmst, wirst du merken, dass es automatisch nach deiner Brustwarze sucht. Dieser sogenannte Suchreflex ist angeboren und wird durch Körpernähe, Körperwärme und den Geruch der Mutter ausgelöst. Der Nachwuchs bringt aber nicht nur den Suchreflex, sondern auch die richtige Saugtechnik mit. Er umschließt die Brustwarze mit Ober- und Unterlippe, legt die Zunge über die untere Kauleiste und erzeugt beim Saugen ein Vakuum. Dadurch wird der Milchspendereflex angeregt und die Brustwarze stabil im Mund gehalten.
Ein neues Saugmuster
Für das Nuckeln am Fläschchen oder am Schnuller benötigt dein Baby wieder ein ganz anderes Saugmuster. Zudem lernt es, dass es aus dem Schnuller keine Nahrung bekommt. Steht das Saugen nicht in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme, dann spricht man auch von der Befriedigung des non-nutritiven Saugbedürfnisses. Das bedeutet nicht anderes, als dass das Saugen für Babys nicht nur eine lebenswichtige Funktion, sondern auch eine hohe emotionale Bedeutung hat. Nuckeln steht für Beruhigung, Geborgenheit, Nähe und Sicherheit. Babys, die an einem Schnuller oder der mütterlichen Brust saugen, fühlen sich automatisch gut aufgehoben, beschützt und ihm wahrsten Sinne des Wortes genährt.
Die Bedürfnisse deines Babys
In den ersten Monaten dreht sich alles darum, deinen Schatz bestmöglich zu versorgen. Du wirst viel Zeit beim Stillen, Füttern und Wickeln verbringen. Außerdem benötigen Neugeborene ausreichend Schlaf und unzählige Kuscheleinheiten mit Mama und Papa. Nähe, Körperkontakt und die verlässliche Erfüllung ihrer Bedürfnisse helfen Babys dabei, Vertrauen und eine sichere Bindung zu ihren Bezugspersonen aufzubauen. Das ist insofern relevant, als ExpertInnen davor warnen, den Schnuller dauerhaft zur Beruhigung oder als Ersatzbefriedigung einzusetzen. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Verwendung des Schnullers, Eltern sollten ihn jedoch mit Bedacht einsetzen und ein paar Regeln beachten:
- Biete deinem Kind den Schnuller erst an, wenn sich eure Stillbeziehung schon gut eingespielt hat.
- Wenn dein Baby den Schnuller ablehnt, solltest du das akzeptieren. Manche Babys verweigern den künstlichen Sauger, sie spucken ihn immer wieder aus und lassen sich davon auch nicht beruhigen.
- Es empfiehlt sich, den Schnuller nur in bestimmten Situationen gezielt einzusetzen, z.B. beim Einschlafen, einer Krankheit, einer Autofahrt, nach einer Impfung oder wenn dein Baby sehr unruhig ist.
- Einige Babys befriedigen ihr Saugbedürfnis auch an einem Schnuffeltuch oder an einer Spuckwindel. Manchmal ist auch dein kleiner Finger ausreichend.
- Bevor du den Schnuller einsetzt, achte darauf, ob alle Bedürfnisse deines Babys befriedigt sind. Vielleicht benötigt es eine frische Windel? Vielleicht möchte es getragen werden? Möglicherweise hat es auch schon wieder Hunger?
- Wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby unruhig und angespannt ist, kannst du es mit alternativen Beruhigungsmethoden versuchen. Dazu zählen beispielsweise: Wippen in einer Baby-Hängematte oder Federwiege, Spaziergehen mit dem Kinderwagen, Pucken, Tragen im Tragetuch oder einer Babytrage, Wiegen, Vorsingen, das Abspielen einer Spieluhr, Baden oder eine Babymassage.
- Der Saugteil des Schnullers sollte nicht in Honig, Sirup oder Zuckerwasser getaucht werden.
- Hygiene spielt eine große Rolle. Eltern dürfen den Schnuller ihres Babys nicht abschlecken, da sie dadurch Karies und andere Bakterien übertragen können. Außerdem sollte der Schnuller tagsüber mehrmals mit heißem Wasser gereinigt sowie einmal täglich sterilisiert werden.
- Brabbeln, Spielen und Sprechen immer ohne Schnuller im Mund.
Welcher Sauger ist der Richtige?
Das Angebot an Schnullern ist schier unüberschaubar groß, es gibt sie in verschiedensten Größen, Designs und Formen. In puncto Material unterscheidet man zwischen Silikon- und Kautschuksaugern. Letzteres ist ein natürliches Material, das über eine hohe Reißfestigkeit verfügt. Kautschuk darf nicht in einem Sterilisiergerät gereinigt werden, die Schnuller werden langsam ausgekocht. Silikonschnuller sind bei Eltern sehr beliebt. Sie haben üblicherweise keinen Eigengeschmack und können bei sehr hohen Temperaturen gereinigt werden.
Symmetrisch oder asymmetrisch?
Ob du dich für einen symmetrischen oder asymmetrischen Sauger entscheidest, hängt maßgeblich davon ab, welchen Schnuller dein Baby letztlich akzeptiert. Manche Kinder sind sehr wählerisch, andere wiederum freuen sich über jeden Schnuller, ganz gleich wie er auch geformt sein mag. ExpertInnen empfehlen einen möglichst schmalen Schaft und flache quer-ovale Formen des Saugteils. Der Schnuller sollte im Mund deines Babys so wenig Platz wie möglich einnehmen. Die Zunge formt in den ersten Lebensmonaten Gaumen und Kiefer deines Babys. Je weniger sie von einem Schnuller verdrängt wird, desto besser.
Apropos Fehlstellungen: nicht selten sind Deformationen am Gaumen/Kiefer und Schiefstellungen der Zähne eine Folge von einer übermäßigen Nutzung des Schnullers. Man geht ebenso davon aus, dass Kinder, die ausgiebig und über Jahre hinweg (bis ins Kindergartenalter) am Schnuller nuckeln, häufiger unter Infekten und Mittelohrentzündungen leiden sowie eine verzögerte Sprachentwicklung aufweisen.
Schnuller und Stillen
Inwieweit der Einsatz eines Schnullers die Stillbeziehung stört, ist durch Studien noch nicht belegt. Stillberaterinnen berichten in diesem Zusammenhang von unterschiedlichsten Situationen. Es gibt Babys, die relativ bald einen Schnuller bekommen und dennoch ungestört an der Brust weitertrinken, andere reagieren mit einer Saugverwirrung, wieder andere lehnen den Schnuller überhaupt ab und manche Babys scheinen problemlos zwischen Schnuller, Fläschchensauger und Brust zu wechseln. Grundsätzlich gilt in der Stillberatung folgende Empfehlung: mit der Einführung des Schnullers so lange warten, bis die Stillbeziehung gut eingespielt ist.
Üblicherweise ist das etwa 4-6 Wochen nach der Geburt der Fall, bei Komplikationen, wie z.B. Saugschwäche oder Milchstau, kann es mitunter auch ein wenig länger dauern. Wichtig ist es, dass dein Baby schon gut an der Brust trinken kann, zudem sollte die Milchbildung ausreichend angeregt sein. Vor allem direkt nach der Entbindung spielt die Stimulation der Brust eine große Rolle. Zum einen fördert das Stillen die Rückbildung der Gebärmutter, zum anderen wird die Milchproduktion optimal angeregt – dein Körper bekommt dadurch das Signal, dass er ab sofort ein Neugeborenes ernähren muss. Mittlerweile weiß man, dass durch den engen Körperkontakt als auch durch das Stillen an sich, bei Mutter und Kind viele Bindungshormone ausgeschüttet werden. Das ist ein wunderbarer Effekt der Natur, um Vertrauen und Nähe herzustellen.
Hilfe von der Stillberaterin
Gestaltet sich eure Stillbeziehung ohnehin schwierig, solltest du auf den Schnuller vorerst verzichten. Manchmal kann es tatsächlich zu einer Saugverwirrung kommen, das wiederum verzögert die Milchbildung und verursacht Stress für dich und deinen kleinen Schatz. Bei individuellen Fragenstellungen oder Problemen, wende dich bitte an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Sie kann dir Schritt für Schritt dabei helfen, das Stillen zu stabilisieren und dich auch zum Thema Schnuller beraten.
Schnullerentwöhnung
Wenn sich dein Nachwuchs erst einmal an den Schnuller gewöhnt hat, ist es für ihn konfliktbehaftet, die geliebte Gewohnheit wieder aufzugeben. Im ersten Lebensjahr musst du dir über den richtigen Zeitpunkt noch keine Gedanken machen. Im zweiten Lebensjahr solltest du die Schnullerphasen schon stark eingrenzen. Also beispielsweise mit deinem Kind vereinbaren, dass es den Beruhigungssauger nur mehr zum Einschlafen oder bei Autofahrten gibt.
Die kindliche Entwicklung kommt dir in dieser Lebensphase zugute. Dein Kind interessiert sich ab dem ersten Geburtstag immer mehr fürs Essen, für das Spiel mit Gleichaltrigen, für Spielplatzbesuche oder den turbulenten Familienalltag zu Hause. Die Ablenkung hilft euch dabei, das Bedürfnis nach dem Schnuller in den Hintergrund zu rücken. KinderärztInnen empfehlen einen Abschluss der Entwöhnungsphase rund um den dritten Geburtstag. Ein Patentrezept für die erfolgreiche Schnullerentwöhnung gibt es leider nicht. In manchen Familien klappt es mit der Schnullerfee, andere wiederum entwickeln alternative Beruhigungsrituale. Gelassenheit und Geduld sind in dieser Phase zwei gute Ratgeber. Schließlich ist es für dein Kind ein großer Schritt und der benötigt eben Zeit sowie elterliches Geschick.
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