Schwanger werden bei einer HPV-Infektion

Eine Infektion mit HPV ist ein Tabuthema, über das wir unbedingt sprechen sollten. Wusstest du, dass genitale HPV-Infektionen sehr weit verbreitet sind und etwa 80% aller Menschen weltweit sich mindestens einmal in ihrem Leben mit dem Erreger infizieren? Das sind in Österreich laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit 4 von 5 Frauen und Männern. Die sogenannten Humanen Papillomaviren (HPV) werden überwiegend bei Geschlechtsverkehr übertragen und können u.a. Gebärmutterhalskrebs auslösen.

Was ist das Humane Papillomavirus (HPV)?

Beginnen wir mit einer kleinen Virenkunde. Humane Papillomaviren sind ringförmige Viren, von denen es derzeit etwa 200 bekannte Genotypen gibt. 40 dieser HPV-Typen lösen sichtbare Hautveränderungen im Genitalbereich aus (Feigwarzen). Andere HPV-Viren können karzinogene Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses, der Vulva, der Vagina, am Anus oder aber auch am Penis und im Rachenraum verursachen.

Man unterteilt die Viren daher in zwei Kategorien: Hochrisikoviren (High Risk) und Viren mit einem geringen Risiko (Low Risk). Zu den High-Risk-Viren zählen jene Typen, bei denen bislang ein direkter Zusammenhang zwischen Gebärmutterhalskrebs und einer HPV-Infektion festgestellt werden konnte. Dabei sind HPV Typ 16 und Typ 18 für 70% aller Zervixkarzinome verantwortlich. Zu den Viren mit einem niedrigen Infektionsrisiko gehören unter anderem die Typen HPV 6, 11 und 81.

In vielen Fällen verläuft eine HPV-Infektion unbemerkt. Der Großteil aller Frauen, die sich im Laufe ihres Lebens einmal infizieren, weiß gar nicht, dass sich der Virus in ihrem Körper befindet. Man geht mittlerweile davon aus, dass die Mehrheit der Infektionen innerhalb von 2 Jahren von selbst ausheilt. Jene Typen, die sich in der Schleimhautschicht festsetzen, werden als persistent bezeichnet. Sie heilen nicht aus und führen in 1-3% aller Fälle zu auffälligen Zellveränderungen.

Ansteckung und Vorbeugung

Humane Papillomaviren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Ein Kondom schützt nur bedingt vor einer Ansteckung, da die Viren auch an jenen Stellen sitzen können, die nicht vom Präservativ bedeckt werden. Kommt eine infizierte Hautstelle oder Schleimhaut (z.B. beim Oralsex) mit einer gesunden Hautstelle in Berührung, kann der Virus übertragen werden.

Info: Ein Kondom schützt vor vielen sexuellen übertragbaren Krankheiten sowie vor einer ungewollten Schwangerschaft, du solltest darauf keinesfalls verzichten. Außer natürlich, du möchtest schwanger werden

Die größte Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, besteht von der ersten sexuellen Aktivität bis zum 25. Lebensjahr. Auch später sind Übertragungen möglich. Der Ausbruch des Virus hängt nicht zwangsweise mit dem Zeitpunkt der Ansteckung zusammen. Eine Frau kann sich beispielsweise in jungen Jahren mit dem Virus infizieren, entdeckt wird er jedoch Jahre später im Zuge einer Immunschwäche oder bei anhaltenden Problemen wie bakteriellen Vaginosen oder sonstigen Infektionen.

Das Tückische am HPV Virus ist die Tatsache, dass eine Infektion nicht zu 100% verhindert werden kann. Kondome schützen etwa zu 50%, eine Impfung gegen HPV wird jungen Mädchen noch vor der Geschlechtsreife empfohlen – allerdings sind im Impfstoff auch nur Antikörper gegen gewisse Virentypen (HPV 16, 18 sowie einige Viren, die Feigwarzen verursachen) enthalten. Absolute Enthaltsamkeit wäre natürlich eine Möglichkeit, die jedoch zugegebenermaßen unrealistisch ist. Es empfiehlt sich, im Sinne einer umfassenden Vorsorge, deine jährlichen Kontrolltermine bei deiner Gynäkologin/einem Gynäkologen wahrzunehmen. Ein gesunder Lebensstil leistet ebenso einen wichtigen Beitrag. Man hat festgestellt, dass Rauchen, ein schwaches Immunsystem, jahrelange hormonelle Verhütung, mehrere Geburten sowie immer wiederkehrende sexuell übertragbare Infektionen als Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs einzustufen sind. Bei vielen Frauen setzt sich das körpereigene Immunsystem innerhalb von zwei Jahren erfolgreich gegen den HPV Virus zur Wehr – je fitter und gesünder du also bist, desto besser.

HPV Nachweis

Seit Januar 2020 gibt es in Deutschland ein Gebärmutterhalskrebsfrüherkennungsprogramm, im Rahmen dessen Frauen ab dem 20. Lebensjahr die Möglichkeit haben, sich alle drei Jahre auf HPV testen zu lassen. In Österreich wird der HPV Test nicht von der Versicherung bezahlt, er muss als Privatleistung in Anspruch genommen und mit der Gynäkologin/dem Gynäkologen vereinbart werden. Abgenommen wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals, der im Labor auf HPV Viren untersucht wird. Üblicherweise wird ein HPV Test gemacht, wenn dein PAP-Test (Krebsabstrich) wiederholt leicht veränderte, unklare, zweifelhafte oder verdächtige Ergebnisse zeigt. Humane Papillomaviren können, ähnlich wie Infektionen und Pilzerkrankungen, Veränderungen im Zellmaterial auslösen.

Risiko Gebärmutterhalskrebs

Wird eine HPV indizierte Anomalie entdeckt, heißt es für dich (auch, wenn es schwerfällt): Ruhe bewahren. Mit einem High-Risk-HPV Virus infiziert zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass du an Gebärmutterhalskrebs erkranken wirst. In den meisten Fällen wehrt sich dein Immunsystem ohne dein Zutun gegen den Erreger. Bleibt er länger als 18 Monate in der Gebärmutterhalsschleimhaut spricht man von Persistenz. Bei anhaltender Persistenz erhöht sich das Risiko, dass sich sogenannte Dysplasien oder Neoplasien, Krebsvorstufen, entwickeln. Wirksame Medikamente gibt es nicht, daher setzt man auf regelmäßige Kontrollen, um mögliche magnile Veränderungen rechtzeitig feststellen zu können. Eine operative Behandlungsmöglichkeit ist die Konisation. Dabei wird in einem ambulanten Behandlungsschritt verdächtiges Gewebe vom Gebärmutterhals entfernt. Bei einer fortgeschrittenen Tumorbildung wird gemäß den Leitlinien für die Krebstherapie vorgegangen (Operative Eingriffe, Strahlentherapie, Chemotherapie).

Anders verhält es sich bei den Low-Risk HPV-Typen. Sie stehen nicht in Verdacht, Krebs auszulösen. Dennoch können Feigwarzen an den Genitalien und am Anus entstehen. Je nach Ausprägung und Vorkommen werden diese Genitalwarzen lokal mit einer Creme oder einer Salbe, einer Lasertherapie, einer Kyrotherapie oder einem operativen Eingriff behandelt.

Kinderwunsch und HPV in der Schwangerschaft

Die gute Nachricht vorweg: Eine bestehende HPV-Infektion ist kein Grund, nicht schwanger zu werden. Die umfassende Vorsorge und regelmäßige Kontrollen sind in diesem Zusammenhang jedoch eine Notwendigkeit. Wenn bei dir ein HPV Virus diagnostiziert wurde, wirst du üblicherweise angehalten, im Abstand von drei Monaten einen PAP-Test zu machen. Sollten sich Feigwarzen entwickeln, werden auch diese beobachtet und schwangerschaftsverträglich behandelt. Bleibt dein Kinderwunsch unerfüllt, liegt dies zumeist an einer Kombination aus unterschiedlichen Faktoren. Eine HPV-Infektion als alleiniger Auslöser ist kaum dokumentiert. Im Schwangerschaftsverlauf besteht bei einer Frau mit HPV Infektion ein gewisses Risiko für Fehlgeburten, auch ein Kaiserschnitt wird von manchen GynäkologInnen in Betracht gezogen. Eine Übertragung des Virus im Mutterleib auf das Baby ist sehr unwahrscheinlich, allerdings ist die Studienlage dazu noch nicht klar. Fallweise konnten HPV Viren im Fruchtwasser nachgewiesen werden. Zudem stellt sich die Frage, ob das Baby während der Geburt gefährdet ist. Eine Übertragung der Viren über die Geburtskanäle ist nicht auszuschließen, aber auch noch nicht erwiesen. Ein Kaiserschnitt gilt nicht zwangsweise als indiziert.

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