Unterstützung im Wochenbett: Hebamme, Doula & Co

Wir können es nicht oft genug betonen: Das Wochenbett ist eine wunderbare Zeit des Ankommens und der Regeneration, die sich frisch gebackene Familien so angenehm wie möglich gestalten dürfen. Damit das klappt, braucht es eine gute Vorbereitung während der Schwangerschaft und ein unterstützendes Netzwerk, auf das du im Wochenbett zurückgreifen kannst. Es gibt unterschiedlichste Unterstützungsmöglichkeiten von professioneller Betreuung einer Hebamme oder der Familienhilfe über jemandem, der dir im Haushalt zur Hand geht, bis hin zu deinem persönlichen Netzwerk aus Freund*innen und Familie.

Hebammenbetreuung

Deine erste und wichtigste Ansprechperson ab dem frühen Wochenbett ist deine Hebamme. Die Wochenbettbetreuung ist eine der Hauptaufgaben von Hebammen, die Kosten dafür werden von der Krankenkasse übernommen. Sobald du nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen wirst, gehst du quasi in die Betreuung deiner Hebamme über. Sie absolviert täglich einen Hausbesuch bis zum fünften Tag nach der Entbindung (bis zum sechsten Tag nach einem Kaiserschnitt, einer Frühgeburt oder bei Mehrlingen). Anschließend sind weitere 6 -7 Hausbesuche/Sprechstunden möglich, wenn Bedarf seitens der Wöchnerin besteht. Bei ihren Besuchen betreut die Hebamme zwei Personen.

So unterstützt dich die Hebamme

Einerseits kümmert sie sich natürlich um dich. Sie kontrolliert den Rückbildungsverlauf, spricht mit dir über den Wochenfluss, beobachtet die Heilung von möglichen Geburtsverletzungen und gibt dir eine erste Hilfestellung bei allen Fragen zum Stillen/Füttern und der Pflege des Babys. Idealerweise hat sie auch Zeit, um mit dir die Geburt zu verarbeiten und mit dir über dieses besondere Ereignis zu sprechen. Andererseits ist eine Hebamme gewissermaßen auch für das Neugeborene zuständig. Sie kontrolliert den allgemeinen Zustand des Babys, die Entwicklung der Gewichtskurve und die Abheilung des Nabelrestes. Ebenso achtet sie darauf, ob es Anzeichen für Neugeborenengelbsucht oder andere Erkrankungen gibt. Sie steht dir zur Seite, wenn du praktische Tipps fürs Wickeln, Baden oder die Babypflege allgemein benötigst.

Tipp: Sehr viel Nähe und Vertrautheit können entstehen, wenn dich deine Hebamme von der Schwangerschaft über die Geburt bis nach dem Wochenbett begleitet. Da Betreuungsplätze bei deiner bevorzugten Hebamme möglicherweise knapp sind (schließlich kann sie nur eine begrenzte Anzahl an Frauen betreuen), empfiehlt es sich, bereits im ersten Trimester, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Eine Hebammenliste findest du beim österreichischen Hebammengremium unter hebammen.at.

Doulas & Mütterpfleger*innen

Neben der Hebamme gibt es noch weitere Personen, die ein Training oder eine Ausbildung absolviert haben, um frisch gebackene Familien im Wochenbett zu unterstützen. Doulas sind beispielsweise geburtserfahrene Frauen, die Schwangere und Wöchnerinnen unterstützen können. Im Wochenbett übernehmen sie vielfältige Aufgaben, die sie zuvor mit der Familie unter Rücksichtnahme auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse festlegen. Es handelt sich hierbei jedoch stets um einfache Arbeiten oder Dienste.

Eine Doula ist keine medizinische Fachkraft, sie kann weder Neugeborenes noch die Mama medizinisch betreuen oder beraten. Das ist auch nicht der Aufgabenbereich einer Doula, dafür sind Hebammen in der Wochenbettbetreuung zuständig. Eine Doula fungiert eher wie eine liebe Freundin oder eine bemühte Nachbarin, die der jungen Familie hilft, den Alltag neu zu sortieren. Sie hütet vielleicht für ein paar Minuten das Baby, damit die Mama in Ruhe duschen gehen kann, spielt mit Geschwisterkindern, sorgt für Snacks, Getränke und wäscht vielleicht auch ein paar Babybodys oder Bettwäsche.

So unterstützt sie dich die Doula

Neben der praktischen Unterstützung möchte die Doula der Mama und der gesamten Familie emotionalen Rückhalt geben, indem sie einfach präsent ist. Sie konzentriert sich auf das Wohlbefinden aller und erledigt jene Aufgaben, die erforderlich sind, um eine positive, angenehme und entspannte Atmosphäre entstehen zu lassen. Doulas sind üblicherweise sehr gut vernetzt, daher können sie in speziellen Fällen auch eine weiterführende Unterstützung organisieren. Viele Doulas verfügen über Zusatzausbildungen wie beispielsweise Stillberatung, Aromatherapie, Baby- und Kinderschlafberatung, Babymassage, Shiatsu, Yoga und vieles mehr. In diesen Bereichen steht dir die Doula dann natürlich auch als kompetente Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Tipp: Besonders gut funktionieren Kooperationen von Hebammen und Doulas. Wenn eine Hebamme mit einer Doula im Team arbeitet, können sie dich untereinander koordiniert in jeweils ihrem Kompetenzbereich unterstützen. Du bekommst dadurch das beste aus beiden Welten und die größtmögliche Hilfe! Es gibt Doulas, die ihre Dienste ehrenamtlich oder zu Sozialtarifen anbieten. An sich ist die Leistung einer Doula von den Eltern selbst also privat zu bezahlen.

In Österreich leider nicht etabliert, aber in Deutschland eine fixe Institution sind sogenannte Mütter- oder Familienpflegerinnen. Sie werden dafür ausgebildet, Familien und Frauen im häuslichen Umfeld beizustehen. Zu ihren Aufgaben zählen:

  • Umsorgung der Mutter (Hilfe bei der Umsetzung der Empfehlungen der betreuenden Hebamme, Unterstützung beim Anlegen und Stillen/Füttern des Babys)
  • Ermöglichen von Auszeiten für die frisch gebackene Mama (Mittagsruhe, Schlaf)
  • Psychosoziale und sozialpädagogische Hilfestellung bei der Etablierung des neuen Familienalltages
  • Unterstützung der einzelnen Familienmitglieder, sich in der Rollenverteilung neu einzufinden.
  • Hilfestellung bei der Pflege und Versorgung des Neugeborenen
  • Versorgung der älteren Geschwisterkinder (Körperpflege, An- und Umziehen, zu Bett bringen, in den Kindergarten/die Schule begleiten, gesunde Ernährung)
  • Tätigkeiten im Haushalt (Einkäufe, kleinere Tätigkeiten z. B. Wäsche, Zubereitung von Mahlzeiten, Schaffung von hygienischen Rahmenbedingungen für Mutter und Kind)

Hinweis: Die Kosten für eine Mütterpflegerin im Wochenbett werden bei Erfüllen bestimmter Voraussetzungen zum Teil von der Krankenkasse (Deutschland) übernommen.

Frühe Hilfen & Beratungsangebote für frisch gebackene Familien

Wenngleich es ein wunderschönes Erlebnis ist, endlich das eigene Kind in den Armen zu halten, bedeutet es auch einen großen Umbruch im Familienleben. Aus einem Liebespaar wird gleichzeitig ein Eltern-Paar, Geschwisterkinder bekommen eine neue Rolle und Mamas müssen die Bedürfnisse eines Neugeborenen und den Alltag unter einen Hut bekommen. Es verändert sich also sehr viel und es kann durchaus vorkommen, dass du dich im Wochenbett mitunter überfordert fühlst. Hinzu kommen schließlich noch körperliche Veränderungen, eine Umstellung im Hormonsystem nach der Schwangerschaft und eine gewisse Erschöpfung nach der Geburt. Es ist also vollkommen normal, wenn dir ab und zu alles zu viel wird, du dich einfach nur müde fühlst oder den Eindruck hast, dass du den ganzen Tag „zu nichts kommst.“ Diese Phasen sind im Wochenbett üblich. Sprich mit deinem Partner, deiner Partnerin, Freund*innen und deiner Hebamme darüber. Es kann eine gewisse Zeit dauern, bis du dich einfindest und du einen Ablauf etablierst, der dir im täglichen Leben Halt und Sicherheit gibt.

Solltest du jedoch an einen Punkt kommen, an dem du nicht mehr weiter weißt, empfiehlt es sich, professionelle Unterstützung anzunehmen. Unabhängig davon, ob du dich in einer Krise befindest, du dich psychisch nicht wohlfühlst oder ob du dich einfach neu in deinem Leben orientieren möchtest – Beratung kann dabei auf unterschiedlichsten Ebenen helfen. In Österreich gibt es zahlreiche, zum Teil auch kostenfreie, Angebote für frisch gebackene Mütter und Familien, die zu individuellen Themen Hilfestellung bieten. Hier eine Auswahl:

Frühe Hilfen

Hierbei handelt es sich um ein österreichweites Netzwerk, das in jedem Bundesland vertreten ist. Schwangere und Eltern mit Kindern bis zu einem Alter von drei Jahren erhalten über die Frühen Hilfen psychosoziale Unterstützung. Das bedeutet, dass du dich sowohl in der Schwangerschaft als auch später von einer ausgebildeten Fachkraft begleiten lassen kannst. Schwerpunkte sind Elternbildung, alltagspraktische Unterstützung, Aufklärung, Stärkung der Gesundheitskompetenz der Familie, Entlastung in Krisensituationen, Beratung sowie Vernetzung mit anderen Professionen, sofern erforderlich.

Familienberatungsstellen in den Bundesländern

Hier kannst du Beratungen (Lebensberatung, Familienberatung, Sozialberatung) und vielfach auch medizinische Grundleistungen (z. B. Impfungen) kostenlos in Anspruch nehmen.

Mutter-Kind-Beratung in Eltern-Kind-Zentren

Frisch gebackene Mamas und Papas bekommen hier Informationen zur Entwicklung des Babys, zur Neugeborenenpflege und allgemeine Elternberatung zu individuellen Themen/Fragestellungen.

Stillberatung

Stillberater*innen helfen dir bei allen Problemen und Fragen rund ums Stillen. Sie stehen dir auch zur Verfügung, wenn du dein Baby mit Säuglingsanfangsnahrung fütterst, ebenso in der Beikostphase. Viele Berater*innen arbeiten ehrenamtlich, teilweise bieten auch Magistrate und Gesundheitsämter kostenlose Stillberatung an. Wenn du möchtest, kannst du dich auch in einer Stillgruppe Diese wird von einer ausgebildeten Stillberaterin geleitet. Sie unterstützt dich bei individuellen Fragen (z. B. Stillstreik, Milchstau, zu viel/zu wenig Milch) und fördert den Austausch innerhalb der Gruppe.

Trageberatung

Vielleicht hast du dich schon in der Schwangerschaft damit beschäftigt, vielleicht hast du aber auch noch nie davon gehört. Dein Baby zu tragen (in einer Tragehilfe oder einem Tragetuch) stärkt die Bindung, führt zu mehr Entspannung im Alltag und ist darüber hinaus wirklich praktisch, da sich Kinder im direkten Kontakt oft sehr schnell beruhigen lassen. In der Trageberatung lernst du, wie du Tragehilfen sicher einsetzen kannst und welches Modell am besten zu dir und deinem Baby passt. Indem dir die Trageberaterin auch unterschiedliche Trageweisen zeigt, wirst du in der Anwendung flexibler.

Spezielle Hilfsangebote wie SAFE® und Emotionelle Erste Hilfe (EEH)

Manchmal gestaltet sich die Zeit im Wochenbett schwieriger als gedacht. Die Umstellung kann einzelnen Familienmitgliedern große Probleme machen, vielleicht gibt es aber auch traumatische Geburtserlebnisse, die noch verarbeitet werden müssen. Geht es der Mama längerfristig nicht gut, ist professionelle Hilfe gefragt. Dabei gilt es jedoch, den Babyblues von einer postpartalen Depression unterscheiden. Ersterer ist eine vorübergehende depressive Verstimmung, von der nicht nur zuletzt aufgrund der Hormonumstellung nach der Geburt beinahe drei Viertel aller Wöchnerinnen betroffen sind. Das Stimmungstief zieht oft so schnell vorbei, wie es aufgekommen ist. Die Wochenbettdepression hingegen ist eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die bis zu einem Jahr nach der Geburt auftreten kann und unbedingt behandelt werden muss. Für Mamas, die sich in prekären psychischen Situationen befinden, gibt es neben psychologischer und medizinischer Unterstützung auch weitere Hilfsangebote, die es ermöglichen sollen, den Alltag mit Baby (und der Familie) weiterzuführen.

SAFE® ist beispielsweise ein Elternprogramm, das auf bindungstheoretischen Erkenntnissen aufbaut und bereits in der Schwangerschaft ansetzt. Mit der Hilfe von ausgebildeten Mentor*innen und eigenen SAFE® Gruppen, werden Eltern dabei unterstützt, ein sicheres Bindungsverhalten zu ihrem Kind aufzubauen. Sie lernen auf die Bedürfnisse ihres Babys adäquat zu reagieren und auch, wie sie richtig reagieren können, wenn das Baby sehr viel weint, nicht schlafen möchte/kann oder es Probleme bei der Nahrungsaufnahme gibt.

Die emotionelle erste Hilfe (EEH) ist ebenfalls ein Programm für Eltern. Es handelt sich hierbei per Definition um eine körperorientierte Begleitung, die in der Prävention, sowie in der Krisen- und Entwicklungsberatung für Eltern, Säuglinge und Kleinkinder eingesetzt wird. Therapeut*innen, die EEH anbieten, können bereits in der Schwangerschaft unterstützen, aber auch bei Krisen im Wochenbett und Traumata begleiten. Ebenso helfen sie sowohl Mutter als auch Kind dabei, einschneidende Geburtserlebnisse zu verarbeiten. Emotionelle erste Hilfe empfiehlt sich ebenso bei Regulationsstörungen des Kindes.

Hilfe im Haushalt

Wie viel Hausarbeit täglich anfällt, wird von jenen, die sie nicht erledigen müssen, häufig unterschätzt. Wäsche waschen, alle Räume sauber halten, Badezimmer und WC reinigen, Spielsachen und Gewand wegräumen – all das kostet Zeit, die du im Wochenbett lieber mit Kuscheln und Kennenlernen verbringen solltest. Nun gibt es natürlich die Möglichkeit, dass Aufgaben im Haushalt in dieser Phase überwiegend von Partner*innen oder nahestehenden Familienmitgliedern übernommen werden. Häufig ist es jedoch so, dass diese selbst bald wieder arbeiten gehen oder noch berufstätig sind (z.B. Oma, Opa) und daher der Großteil der Hausarbeit liegen bleibt.

Wenn du das möchtest, ist eine Haushaltshilfe oder Reinigungskraft eine tolle Unterstützung und eine Investition, die sich jedenfalls lohnt. Sie kann für ein paar Stunden pro Woche zu dir nach Hause kommen und die wichtigsten Reinigungsarbeiten erledigen. Eine Haushaltshilfe bietet, im Gegensatz zu einer bloßen Reinigungskraft, auch andere Arbeiten im Haushalt wie Wäsche, Einkaufen oder Kochen an. Wichtig ist, dass du jemanden findest, mit dem du dich gut verstehst und dem du vertraust. Du solltest dich auch nicht schlecht fühlen, wenn eine haushaltsfremde Person in eure Wohnung kommt und es dort unaufgeräumt ist. Wenn es dich stresst, dass jemand euer Chaos sieht und bereinigt, ist diese Anspannung eher kontraproduktiv im Wochenbett. So du es dir aber vorstellen kannst, sind Hilfen im Haushalt ein Segen, da sie dir tatsächlich viel Arbeit abnehmen. Du kannst die Zeit, die dadurch frei wird, dann für dich nutzen und mit deinem Baby spazieren gehen, Freund*innen treffen oder dich vielleicht sogar mit deiner*m Partner*in auf einen Vormittagskaffee in der Stadt treffen.

Tipp: Häufig lernt man zuverlässige Haushaltshilfen über Empfehlungen kennen. Erkundige dich in deinem Freundes- und Bekanntenkreis!

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