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Welt-Sepsis-Tag 2023: Gemeinsam gegen Meningokokken-Blutvergiftung
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Der 13. September steht ganz im Zeichen des Welt-Sepsis-Tags 2023, einer wichtigen Initiative, um das Bewusstsein für Blutvergiftungen zu stärken. An diesem Tag dreht sich nicht nur alles um die Erkennung und Behandlung dieser ernsten Krankheit, sondern auch um die Vorbeugung.
Einer der Auslöser für Blutvergiftungen sind Meningokokken-Bakterien. Etwa jeder zehnte Mensch trägt diese Bakterien in sich, ohne davon beeinträchtigt zu sein, und kann sie unwissentlich durch Tröpfcheninfektion verbreiten. Was viele Eltern nicht wissen: Besonders bei Babys unter einem Jahr, deren Immunsystem noch wächst, besteht eine erhöhte Gefahr, an Meningokokken zu erkranken.5,3 Infektionen können innerhalb von nur 24 Stunden schlimme Folgen haben, bei 20 % der Überlebenden bleiben langfristige Schäden. Glücklicherweise können in Österreich drei verschiedene Impfungen gegen Meningokokken helfen, schwerwiegende Erkrankungen zu verhindern. Als Elternteil solltest du dich nach allen drei Impfungen beim Kinderarzt erkundigen.
Die drei Impfungen gegen Meningokokken
In Österreich sind Meningokokken der Gruppe B am häufigsten anzutreffen.5,3 Gemäß dem aktuellen Impfplan wird eine Impfung möglichst früh ab dem vollendeten 2. Lebensmonat empfohlen. Eine Impfung gegen Meningokokken der Gruppe C ist ebenfalls empfohlen und idealerweise zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat durchzuführen.
Die Kombinationsimpfung, die Schutz vor den Gruppen A, C, W und Y bietet, empfiehlt sich im Alter zwischen 10 und 18 Jahren und ist zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr sogar kostenfrei erhältlich. Diese Kombinationsimpfung kann auch schon bei Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt werden, insbesondere wenn Reisen in Gebiete mit erhöhtem Risiko anstehen.
Was tun, wenn die Meningokokken-Impfung fehlt?
Eine besondere Herausforderung bei Meningokokken-Erkrankungen sind die anfänglich unspezifischen Symptome, die einer Grippe ähneln und eine rechtzeitige Diagnose erschweren können.3 Dazu zählen Fieber, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Nackensteifigkeit und eine vorgewölbte Fontanelle. 3,4,5,4,2 Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern können diese Anzeichen schwer zu erkennen sein, da sie oft mild erscheinen.5,3,4,2
Bei schwereren Verläufen können sogar kleine punktförmige Hautblutungen, Blutdruckabfall und Organversagen auftreten. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind an einer Meningokokken-Erkrankung leiden könnte, ist es wichtig, umgehend ärztlichen Rat einzuholen oder das nächstgelegene Krankenhaus aufzusuchen. Jede Minute zählt. Bei bis zu einem Fünftel der Betroffenen können dauerhafte Folgen wie Amputationen, Hörverlust oder Hirnschädigungen auftreten. 5,1
Also am besten beim nächsten Kinderarzttermin über die drei verschiedenen Meningokokken-Impfungen informieren, um dein Kind bestmöglich zu schützen!
Interview mit einer Betroffenen: Irene berichtet
Mit 18 Jahren erlitt Irene eine sehr seltene, aber lebensbedrohliche Meningokokken-Sepsis. Die heute 47-Jährige hat glücklicherweise keine schweren Folgen davongetragen. Wie Irene die Erkrankung erlebte und wie sich ihr weiteres Leben entwickelte, berichtet die diplomierte Krankenschwester und heutige Sonderpädagogin an ihrem 29. zweiten Geburtstag, wie sie ihn nennt. Mit ihrer Geschichte möchte Irene informieren, dass Meningokokken-Erkrankungen zwar sehr selten sein mögen, die Erkrankten aber zu 100 % betroffen sind.
Irene, welche Symptome hattest du? Hast du oder haben deine Eltern damals schnell gemerkt, dass es sich um eine ernste Erkrankung handelt?
Ich hatte vor allem schlimme Kopfschmerzen. Dennoch habe ich versucht, an diesem Sonntag so fit wie möglich zu wirken, damit ich nicht ins Krankenhaus musste – denn ich hatte am nächsten Tag eine Prüfung in der Schule. Meine Eltern haben sich aber Sorgen gemacht und gleich zweimal die Rettung gerufen. Die Meningokokken-Erkrankung blieb jedes Mal unerkannt und meine Hauteinblutungen wurden als Anzeichen einer Kinderkrankheit eingeschätzt. Am nächsten Tag ging es mir jedoch noch schlechter und meine Mutter meinte, ich sähe so „verfallen“ aus und hätte so einen gelben Hautton.
Die Rettung kam nochmal – und diesmal ging alles ganz schnell. Wie sich im Spital herausstellte, hatte ich das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. Das ist eine schwere Blutgerinnungsstörung nach einer Blutvergiftung, die bei mir durch Meningokokken ausgelöst wurde. Das Syndrom ist die wohl am meisten gefürchtete Komplikation einer Meningokokken-Erkrankung.
Wie wurdest du behandelt? Kannst du dich noch an die Zeit während der Erkrankung erinnern?
Es ging sofort auf die Intensivstation. Ich bekam Antibiotika und verschiedene andere intensivmedizinische Medikamente. An die Zeit nach der Einlieferung habe ich fast keine Erinnerung. Ich lag zwar nicht im Koma, war aber nahezu bewusstlos. Für meine Familie war diese Phase und vor allem die Ungewissheit viel belastender als für mich, denn ich habe ja nichts mitbekommen – für insgesamt zweieinhalb Tage war ich in diesem Dämmerzustand. Für 24 Stunden war es auch sehr unsicher, ob ich überhaupt überlebe.
Wie ging es dir, nachdem du über den Berg warst
In den ersten Tagen bekam ich durch jede noch so kleine Anstrengung extreme Kopfschmerzen. Schmerzmittel haben nicht ausgereicht. In der zweiten Woche fühlte ich mich nach ein paar Schritten auf dem Krankenhausgang wie eine Hundertjährige. Aber ab der dritten Woche ging es bergauf. Wegen meiner Blutwerte musste ich aber noch im Krankenhaus bleiben. Dass ich mich relativ schnell erholt habe, lag vielleicht daran, dass ich sehr fit war. Mir wurde erst später klar, wie viel Glück ich gehabt habe, diese Erkrankung nahezu ohne Folgen wie beispielsweise Amputationen oder weitere körperliche und geistige Behinderungen zu überleben.
Spürst du heute noch etwas von der Erkrankung?
Ein kleines Wunder ist es schon, dass ich keine schweren Folgen davongetragen habe. Was sich verändert hat, sind meine EEG-Werte, was wohl an einer Vernarbung der Hirnhäute liegt. Anfangs bekam ich in belastenden Situationen oft Migräne mit Wortfindungs- und Sensibilitätsstörungen. Heute ist das, auch dank Physiotherapie, besser geworden.
Wie hat sich dein Leben seitdem verändert? War das ein Erlebnis, das dich nachhaltig prägt?
Meine Oma sagte immer: „Bloß nicht ins Krankenhaus!“ Ich selbst habe durch die Erkrankung gelernt, wenn auch erst im Laufe der Zeit: Man kann nicht alles aussitzen und hat nicht für alles ewig Zeit. Durch die Krankenpflegeschule und das Erleben von Erkrankungen anderer Menschen ist mir die Gefahr durch Infektionskrankheiten viel bewusster geworden. Aber die Meningokokken-Erkrankung hat mich auch dazu gebracht, Krankenschwester zu werden, denn mein Interesse für komplexe Krankheiten wurde geweckt. Also hat das Erlebte mich auch positiv geprägt.
Hast du das Gefühl, die Wahrnehmung für Meningokokken-Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren verändert?
Ich denke, dass das Bewusstsein über die Gefahr dieser Infektionskrankheit noch nicht in der Bevölkerung angekommen ist. Weder mein Umfeld noch ich wussten, dass eine Meningokokken-Erkrankung so schnell lebensgefährlich werden kann. Als 18-Jährige habe ich wenigstens sagen können, wie es mir geht. Für Babys und Kleinkinder sieht es anders aus: Sie sind nicht nur gefährdeter, an Meningokokken zu erkranken, sie können auch nicht ausdrücken, was ihnen wehtut. Da war es erleichternd, bei den Kindern meiner Schwester mitzubekommen, dass es Impfungen zum Schutz der Kleinsten gibt.
Wenn das Thema aufkommt, spreche ich über meine Meningokokken- Erkrankung. Eine Freundin beispielsweise, der ich von meinem Engagement bei der Kampagne „Meningokokken – Ja zum Schutz“ erzählte, war sehr überrascht und hatte noch nie von diesen Bakterien gehört. Wenn es sich ergibt, ist es mir immer ein Anliegen, darüber aufzuklären. Vielleicht bewahrt es dann jemanden vor einer schlimmen Erfahrung. Denn ich weiß, es hätte auch bei mir böse ausgehen können.
[1] BMSGPK, Nationale Referenzzentrale. Meningokokken – Labor Jahresbericht 2019. Jänner 2021. Wien.
[2] Goldschneider I, et al. Human immunity to the meningococcus. I. The role of humoral antibodies. J Exp Med1969;129:1307-26.
[3] Rosenstein NA, Perkins BA, Stephens DS et al. N Engl J Med 2001;344:1378–88.
[4] World Health Organization. Fact Sheet Meningitis, April 2023. Available at: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/meningitis (Last accessed June 2023)
[5] Stephens DS, et al. Lancet 2007;369:2196–210.
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