Burgenland bekommt neues Geburtshaus

In Eisenstadt im Burgenland soll 2024 mit der Hilfe einer Crowdfunding-Initiative das erste Geburtshaus entstehen. Es handelt sich hierbei um eine hebammengeführte Einrichtung, in denen Frauen, die eine unkomplizierte Schwangerschaft haben, außerhalb des klinischen Kontextes gebären können. Das Geburtshaus, das den Namen JUNO tragen wird, soll bereits in wenigen Monaten eröffnet werden.

Vorteile einer Geburt in der Hebammenpraxis

Hausgeburten oder Geburten in speziell dafür eingerichteten Häusern sind in Österreich wohl mehr die Ausnahme als die Regel. Ganz anders ist das beispielsweise in Holland, in dem jedes zweite bis vierte Kind in den eigenen vier Wänden oder einer Hebammenpraxis zur Welt kommt. Schwangerschaft und Geburt werden hier per se nicht als „Krankheit“ oder medizinische Besonderheit gesehen – über eine entsprechend gute Hebammeninfrastruktur verfügt man also in den Niederlanden. Hebammengeleite Geburtshäuser oder Gebärpraxen gibt es in Österreich nur wenige, wenngleich sie eine durchaus sichere Alternative zur Geburt im Krankenhaus darstellen. Schwangere und Geburtshebamme lernen sich schon während der Schwangerschaft kennen, die Frauen besuchen im Geburtshaus Geburtsvorbereitungskurse, Yoga-Einheiten oder sie nehmen Vorsorgetermine und Beratungsgespräche in Anspruch. Dadurch entsteht ein enges Vertrauensverhältnis, in dessen Rahmen sich die Schwangere sicher und geborgen fühlt. Die Hebamme lernt die Frau gut kennen und weiß um ihre Wünsche, Vorstellungen und Sorgen.

Eine Entbindung im Geburtshaus bedeutet kontinuierliche Begleitung und eine durchgängige Eins-zu-Eins-Betreuung sowie ein Gebären in einer freundlichen und sehr intimen Atmosphäre. Bei der Geburt selbst sind zwei Hebammen und jene Begleitpersonen, die sich die Gebärende wünscht, anwesend. Es kommt zu weniger medizinische Interventionen als im Krankenhaus, zumal die Wahrscheinlichkeit für einen natürlichen Geburtsverlauf deutlich erhöht ist. Außerdem bestätigt die Gesellschaft für außerklinische Geburtshilfe e.V. die Sicherheit von Haus- oder Geburtshausgeburten. Nur 10-15% aller außerklinischen Geburten müssen ins Krankenhaus verlegt werden, die wenigsten als Notfall. Der Vorteil an solchen Geburten ist die bereits erwähnte Eins-zu Eins-Betreuung.

Die Hebamme kennt die Schwangere bereits über Monate und begleitet und beobachtet sie während der Geburt ununterbrochen. Schichtwechsel oder viele Untersuchungen durch unterschiedlichste Personen finden hier nicht statt. Bei den ersten kleinen Anzeichen für Komplikationen kann die Hebamme bereits reagieren. Das Geburtshaus JUNO zeichnet sich diesbezüglich durch seine besonders günstige Lage aus. Es ist nur 200 Meter vom Krankenhaus entfernt – eine mögliche Verlegung kann dadurch rasch abgewickelt werden. Findet die Geburt wie geplant im Geburtshaus statt, können Familien noch bis zu 24 Stunden im Geburtshaus bleiben. Anschließend werden sie im Wochenbett von der Hebamme in Form von Hausbesuchen betreut.

Ein Blick hinter die Kulissen der Geburtshilfe in Österreich

Nicht nur in anderen Ländern, sondern auch in Österreich ist die Kaiserschnittrate mittlerweile deutlich zu hoch. Im Burgenland verzeichnet man die höchste Rate Österreichs mit 34,8 % (2021). Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jedoch eine maximale Rate von 10 -15%, wenngleich auch hier nur begründete medizinische Fälle als gerechtfertigt gesehen werden. Gebärende im Burgenland haben bis dato kaum Möglichkeiten, ihre Geburt außerhalb einer Klinik zu planen, da schlichtweg entsprechende Angebote fehlen. Und das, obwohl eine kontinuierliche Eins-zu-Eins-Betreuung die Kaiserschnittrate senkt. Wer sich keine Hausgeburt vorstellen oder keine begleitende Hebamme finden konnte, musste entweder ins Krankenhaus oder nach Niederösterreich ausweichen. Mit dem Geburtshaus JUNO soll diese Lücke nun geschlossen werden.

So heißt es auch in der Aussendung der Hebammeninitiative: „Eine zusätzliche Wahlmöglichkeit für Schwangere, denen eine möglichst intime, natürliche und dennoch sichere Geburt wichtig ist – das ist unsere Vision. Die Eröffnung eines Geburtshauses ist in Österreich noch nicht alltäglich, sondern ein zukunftsträchtiges und medienwirksames Projekt, ein Aushängeschild für Eisenstadt und ein weiteres Plus an Lebensqualität.“

Die Hebammen hinter dem Projekt

JUNO wird von Hebamme Eva Schranz BSc und vier weiteren Hebammen aus dem Burgenland und Niederösterreich ins Leben gerufen. Angemietet wurden dafür schon Räumlichkeiten in der Esterhazystraße 20, 7000 Eisenstadt. Mittels Crowdfunding auf der Plattform startnext sollen laut Gesetz erforderliche Umbauten, die Ausstattung und die Einrichtung finanziert werden. Die Eröffnung ist für Anfang 2024 geplant.

Die Initiative kann hier unterstützt werden:
www.startnext.com/geburtshaus-juno




Bild: Christiane Raffeiner, www.kindundkamera.at

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