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Der Ablauf eines Geburtsvorbereitungskurses: Hintergrundwissen & Praxistipps
Ob Abend- oder Wochenendkurs, ob mit Partner*in oder ohne, ob Kurs im Eltern-Kind-Zentrum oder bei deiner Hebamme – die grundlegenden Inhalte, die in einem Geburtsvorbereitungskurs an werdende Eltern vermitteln werden, sind meist sehr ähnlich. Unterscheiden können sich Kurse in ihrer Schwerpunktsetzung und darin, wie die Kurseinheiten aufgeteilt und die Themen präsentiert werden. Wir erzählen dir, wie ein Geburtsvorbereitungskurs genau abläuft, welche Aspekte rund um Schwangerschaft & Geburt behandelt werden und warum hier auch ein schöner Raum für Austausch mit anderen Paaren entsteht.
Wann & Wo?
Mit einem Geburtsvorbereitungskurs startest du idealerweise rund um die 28. Schwangerschaftswoche. Es kommt natürlich ein wenig auf das Setting des Kurses an: Findet er an mehreren Abenden über Wochen verteilt statt, musst du etwas mehr Zeit einplanen. Buchst du einen Wochenendkurs, dann kannst du diesen auch noch nach der 32. Schwangerschaftswoche einplanen, da du ihn ja in zwei Tagen absolviert hast. Bis etwa vier Wochen vor dem geplanten Entbindungstermin sollte der Kurs abgeschlossen sein. Hinweis: Es gibt einige Geburtsvorbereitungsmethoden, die darauf basieren, gewisse Atem- oder Visualisierungstechniken über viele Wochen hinweg zu üben und im Körper zu verankern. Diese Kurse starten teilweise schon rund um die 20. Schwangerschaftswoche – erkundige dich im ersten Trimester bei der Kursleitung, wenn du dich dafür interessierst.
Arten von Geburtsvorbereitungskursen
Es gibt unterschiedlichste Anbieter für Geburtsvorbereitungskurse. Erste Anlaufstellen diesbezüglich sind dein*e Gynäkolog*in sowie das lokale Krankenhaus, sofern es über eine Entbindungsstation verfügt. In Spitälern mit geburtshilflicher Abteilung werden üblicherweise auch Geburtsvorbereitungskurse angeboten. Diese beinhalten neben Informationsabenden auch eine Besichtigung der Geburtenstation, der Kinderstation (wenn vorhanden) und der Wochenbettstation. Du kannst direkt vor Ort alle Hilfsmittel kennenlernen, die dir während der Geburt zur Verfügung stehen und dir einfach auch einmal ein Bild davon machen, wie ein Kreißzimmer von innen aussieht. Darüber hinaus kannst du Geburtsvorbereitungskurse in Eltern-Kind-Zentren, Schwangerschaftszentren, Volkshochschulen, gemeinnützigen Einrichtungen und bei Hebammen oder in einem Hebammenzentrum buchen. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse in Österreich nicht übernommen. Es gibt jedoch private Krankenversicherungen, die für einen Teil der Kosten oder die Kosten bei bestimmten Anbietern voll übernehmen. Das muss jedoch in deinem Versicherungsvertrage entsprechend vereinbart sein.
Die Kurse finden üblicherweise in Kleingruppen mit vier bis sechs Paaren statt. Wenn du möchtest, kannst du aber auch eine 1:1 Geburtsvorbereitung bei einer Hebamme buchen, sie bereitet dich und deine*n Partner*in dann exklusiv und nach individuell vereinbarten Zeiten auf die Geburt vor. Eine Alternative sind außerdem Online-Geburtsvorbereitungskurse, bei denen du dir die Zeit zumeist frei einteilen kannst. Der überwiegende Teil aller Kurse richtet sich an Paare. Wenn du alleinerziehend bist, gibt es die Möglichkeit, dich im Einzelsetting mit einer Hebamme auf die Geburt vorzubereiten und/oder entsprechend Workshop-Angebote für Singles zu besuchen.
Tipp: Scheue dich nicht Fragen zu stellen. Geburtsvorbereitungskurse sind unter anderem auch dazu da, dass werdende Eltern sich untereinander austauschen oder konkrete individuelle Fragen an die Kursleitung richten können. Nutze die Gelegenheit, dich im sicheren Rahmen zu informieren!
Informationen über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett
Jeder Geburtsvorbereitungskurs besteht aus einem informativen Teil, bei dem du gerade so viel Hintergrundwissen und Theorie vermittelt bekommst, um Abläufe in der Schwangerschaft und während der Geburt besser verstehen zu können. Die wenigsten Paare können sich vorstellen, was im Körper genau vorgeht, wenn der Nachwuchs das Licht der Welt erblickt oder wie es sich gar anfühlen wird. Information ersetzt natürlich nicht die Erfahrung, die ihr bei der Geburt noch machen werden. Lernt ihr jedoch im Vorfeld schon ein wenig über die natürlichen Vorgänge und darüber, wie exakt der weibliche Körper auf dieses große Ereignis eingestellt ist, sorgt das für mehr Sicherheit und Bewusstsein für den ganzen Prozess.
Kontinuierlich werden euch Hebamme oder die Kursleitung Hintergrundwissen zu Anatomie, medizinischen Faktoren oder körperlichen Prozessen anbieten – manchmal auch in Verbindung mit praktischen Übungen. Ein Beispiel: Bei jeder Wehe zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammen, dadurch bekommt dein Baby etwas weniger Sauerstoff und die Kontraktionen können sich schmerzhaft anfühlen. Wenn du die richtige Atemtechnik lernst, die du während einer Wehe anwenden kannst, wirkt sich dies nicht nur positiv auf die Sauerstoffversorgung aus, sondern trägt auch zur Entspannung bei. Das wiederum hilft dir, den Wehenschmerz besser verarbeiten zu können. In Geburtsvorbereitungskursen lernst du unter anderen genau das: Was geht in deinem Körper vor, was spielt sich rein anatomisch gesehen ab, und wie kannst du gut darauf reagieren bzw. was kannst du selbst machen?
Gesundheit und körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft
Es ist bestimmt nicht an dir vorübergegangen, dass sich dein Körper seit Beginn der Schwangerschaft verändert hat. Und das ist auch gut so: Schließlich sorgen Hormone und Co. dafür, dass sich dein Baby gut und gesund in deinem Bauch entwickeln kann. Im Kurs erfährst du einige interessante Aspekte der Schwangerschaft und wie du deinen Körper unterstützen kannst. Ebenfalls thematisiert werden typische Schwangerschaftsbeschwerden sowie die Vorsorgeuntersuchungen nach dem Mutter-Kind-Pass (vor allem jene vor der Geburt).
Die Entwicklung des ungeborenen Kindes
Kurz sprecht ihr im Kurs auch darüber, wie das Baby im Bauch wächst, wann es die ideale Geburtsposition einnimmt und was man tun kann, wenn es sich noch nicht in Schädellage befindet.
Der Ablauf einer Geburt
Natürlich bekommt ihr auch Informationen darüber, wie eine idealtypische Geburt abläuft. Ihr sprecht über die ersten Geburtsanzeichen und wann ihr euch auf den Weg ins Krankenhaus machen oder die Hebamme kontaktieren solltet. Die Hebamme oder der*die Kursleiter*in wird euch vom Ankommen im Spital inklusive der erforderlichen Formalitäten erzählen und die einzelnen Phasen der Geburt mit euch besprechen. Ihr erfährt, welche Symptome charakteristisch für die Geburtsphasen sind, wie Partner*innen gut unterstützen können, was ihr (je nach Phase) selbst tun könnt und wie Hebammen, Ärzt*innen und Pflegepersonal im Hintergrund wirken, beispielsweise wenn ihr dann schon in Kreißsaal aufgenommen wurdet.
Wahl des Geburtsortes
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, ein Kind auf die Welt zu bringen. Der Großteil aller Schwangeren entscheidet sich für eine Entbindung im Krankenhaus. Du kannst dein Kind jedoch auch in einem Geburtshaus, einer Hebammenpraxis oder in deinen eigenen vier Wänden mit einer Hebamme (Hausgeburt) auf die Welt bringen.
Versorgung im Wochenbett
Im Geburtsvorbereitungskurs bekommst du auch erste Informationen über die Abläufe im Wochenbett. Deine Hebamme/Kursleitung wird dir etwas über die ersten Stunden und Tage nach der Entbindung erzählen und dich mit Tipps fürs Wochenbett versorgen. Außerdem sprecht ihr darüber, wie Partner*innen und Familie in den ersten Tagen unterstützen können und warum Ruhe, Erholung und qualitativ hochwertige Speisen für den Regenerationsprozess so wichtig sind.
Praktische Übungen zur Geburtsvorbereitung
In einem Geburtsvorbereitungskurs geht es jedoch nicht nur um die Vermittlung theoretischen Wissens. Gemeinsam mit den anderen Kursteilnehmer*innen lernst du, welche Atemtechniken du einsetzen kannst während der unterschiedlichen Wehenphasen. Ebenso wird euch die Kursleitung Entspannungsübungen zeigen, die du bereits in der Schwangerschaft und auch in den Wehenpausen bei der Geburt anwenden kannst. Hier unser Überblick über die Inhalte des praktischen Teils, so wie er üblicherweise in Geburtsvorbereitungskursen vermittelt wird:
Gebärpositionen
Wenn sich dein Baby auf den Weg macht, hast du die Möglichkeit, die Geburt aktiv mitzugestalten, indem du dich bewegst und verschiedene Positionen einnimmst, die dir in dem Moment guttun. Welche Gebärhaltung gerade positiv wirkt, hängt auch von der Geburtsphase ab, in der du dich befindest. Deine Hebamme wird dich anleiten, dir Positionen vorschlagen und dich bei der Geburtsarbeit unterstützen. Im Geburtsvorbereitungskurs kannst du dir den Vierfüßlerstand, die tiefe Hocke und andere Positionen erklären lassen und schon einmal üben.
Atemtechniken
Dein Atem ist ein zentrales Element bei der Bewältigung der Wehen. Das richtige Atmen unterstützt dich, den Wehenschmerz besser auszuhalten, ebenso gewährleistest du damit eine gute Sauerstoffversorgung deines Babys. Wichtig ist es, die im Kurs erlernten Atemtechniken auch zu Hause und zwischendurch zu üben. Dadurch kannst du sie verinnerlichen und während der Geburt leichter abrufen.
Entspannungstechniken
Entspannung reduziert den Geburtsschmerz, das ist mittlerweile auch wissenschaftlich bewiesen. Daher ist es empfehlenswert, auch und vor allem während der Geburt, die in unterschiedlich anstrengenden Phasen verläuft, ab und zu auf eine Entspannungstechnik zurückzugreifen. Diese Techniken helfen dir übrigens auch schon in der Schwangerschaft, um Ängste, Unruhe und Nervosität abzubauen. Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten der Entspannung: Meditation, Atmung, Entspannung mit Musik, Anleitungen für Fantasiereisen, geführte Meditationen/Atemübungen usw. Auch bei Yoga oder Pilates sind Entspannungsübungen integriert.
Wie dein*e Partner*in dich unterstützen kann
In erster Linie kann dein*e Partner*in einfach für dich da sein, dich motivieren, sich mit dir entspannen oder vielleicht zwischendurch auch für Snacks sorgen. Ihr könntet je nach Wehenphase gemeinsam spazieren gehen, im Zimmer noch ein wenig kuscheln, vielleicht sogar dösen oder euch nach Lust und Laune unterhalten. Dein*e Partner*in kann dich massieren, wenn du es möchtest und es zur Schmerzlinderung/Entspannung beiträgt. Wenn ihr schon während der Schwangerschaft eine Massagetechnik verankert habt, profitierst du von ihrer Anwendung während der Geburt. Natürlich kann deine Begleitperson mit dir atmen und dich an eine bestimmte Atemtechnik erinnern, wenn dir die Geburt gerade jegliche Kraft und Aufmerksamkeit kosten. Im Kurs werden die unterschiedlichsten Unterstützungsmöglichkeiten thematisiert und im offenen Austausch vielleicht auch neue Ideen geboren.
Die Geburt
Die Vorbereitung auf die Geburt ist gewissermaßen das Kernstück des Geburtsvorbereitungskurses, schließlich wollt ihr, wenn es dann losgeht, so gut wie möglich informiert sein. Die Hebamme oder Kursleiter*in wird euch vieles zu den Abläufen erklären – sowohl zu den körperlichen als auch zu den Routinen im Spital. Folgende Themen stehen auf der Liste:
Hilfsmittel bei der Geburt
Im Kreißzimmer gibt es einige Hilfsmittel, die dir bei der Verarbeitung der Wehen oder beim Entspannen zwischendurch helfen können. Die Hebamme wird dir Pezziball, Gebärhocker, Gebärseil und Co vorstellen. Wenn euer Kurs eine Kreißsaalbesichtigung umfasst, kannst du ein paar Utensilien sogar „live“ ausprobieren.
Der Weg durch den Geburtskanal
Hier gibt es wieder etwas Theorie für euch. Paare lernen, wie sich das Baby auf den Weg durch den Geburtskanal begibt, kräftig angeschoben von den Kontraktionen der Gebärmutter. Ihr erfährt, wie es sich von der Gebärmutter richtig ins Becken dreht, um dann in den Geburtskanal einzutreten. Zudem erklärt euch die Hebamme, was in jeder Geburtsphase passiert, wie es sich ungefähr anfühlen könnte und ab welchem Zeitpunkt du dann auch pressen darfst.
Schmerzlinderung
Die Angst vor dem Geburtsschmerz ist weit verbreitet und ein großes Thema in Geburtsvorbereitungskursen. Im Rahmen der Vorbereitung werden euch unterschiedliche Methoden der Schmerzlinderung vorgestellt, von der PDA über Schmerzmittel bis hin zu alternativen Möglichkeiten wie Akupunktur oder Aromatherapie.
Der Kaiserschnitt und andere Maßnahmen
Es gibt Situationen, in denen das geburtshilfliche Team rasch handeln muss und/oder eine vaginale Entbindung nicht möglich ist. Wenn dein Baby im Bauch „sitzt“ oder es andere medizinische Implikationen gibt, wird bereits im Vorfeld beschlossen, mit einem Kaiserschnitt zu entbinden. Es kann jedoch auch sein, dass die Geburt bis zu einem gewissen Punkt natürlich verläuft und dann aufgrund von Komplikationen Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dazu zählen Kaiserschnitt, Notkaiserschnitt sowie der Einsatz von Saugglocke und Geburtszange.
Was passiert direkt nach der Entbindung?
Sobald dein Baby das Licht der Welt erblickt hat, wird es dir auf den Bauch gelegt und ihr könnt die Magie des ersten Kennenlernens so richtig genießen. Vielleicht sucht es auch schon reflexartig deine Brust – mit etwas Unterstützung der Hebamme kannst und sollst du es gleich anlegen. Ein frühes Stillen fördert den Ausstoß der Plazenta. Sobald die Nachgeburtsphase beendet ist, werden deine Geburtsverletzungen (sofern vorhanden) versorgt und eine erste Untersuchung bei deinem Baby durchgeführt. Dann bekommt ihr noch etwas Zeit zum Kuscheln, bis ihr auf die Wochenbettstation verlegt werdet.
Wochenbett & Versorgung des Neugeborenen
Beim Geburtsvorbereitungskurs bekommst du auch wichtige Informationen über das Wochenbett. Ihr werdet darüber sprechen, wie die erste Zeit nach der Geburt auf der Wochenbettstation verläuft und wann du mit deinem Baby voraussichtlich nach Hause kannst. Im Krankenhaus stehen dir rund um die Uhr Hebammen und Pflegepersonal zur Verfügung, die dich beim Stillen und bei der Versorgung deines Neugeborenen unterstützen und dein Fragen beantworten. Ebenso wird die Entwicklung des Babys überwacht und dein Rückbildungsprozess kontrolliert.
Wenn du ambulant entbinden möchtest, verlässt du das Krankenhaus schon wenige Stunden nach der Geburt wieder. Du bekommst im Kurs Tipps, was du zu Hause vorbereiten solltest und wie Partner*innen und Familie in der ersten Zeit helfend unter die Arme greifen können. Außerdem wirst du über die Hebammenbesuche im Wochenbett aufgeklärt. Eine weiterer Themenblock ist die Versorgung deines Babys. Du bekommst Anregungen zum Stillen, zur Babypflege und zu den ersten Routinen, die sich nach ein paar Tagen vielleicht schon einstellen.
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