Entspannt zum Wunschkind

Bei den einen ist der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind von Anfang an vorhanden, während er sich bei anderen Paaren erst mit der Zeit einschleicht. Oft sind es auch Einschnitte im Berufs- oder Familienleben, die dazu führen, den eigenen Kinderwunsch zu überdenken. Von der ersten leisen Sehnsucht bis zum Wunschkind ist es jedoch manchmal ein langer Weg. Expert*innen sind sich mittlerweile einig: Je gelassener und ruhiger man die Kinderwunschzeit erlebt, desto besser stehen die Chancen, dass es mit dem Nachwuchs tatsächlich klappt.

Junges Paar mit Kinderwunsch liegt im Bett

Gelassenheit als Strategie

Birgit Zart ist Heilpraktikerin, Homöopathin und gilt als deutsche Pionierin auf dem Gebiet der Kinderwunscharbeit. Sie vertritt die Ansicht, dass jedes Paar eine Strategie für die Zeit des gemeinsamen Kinderwunsches benötigt. Das wirkt auf den ersten Blick nun ein wenig unromantisch, macht bei genauerer Betrachtung jedoch durchaus Sinn. Laut Zart geht es darum herauszufinden, wie das Paar in der Kinderwunschzeit „tickt“.

Welche Ängste und Sorgen begleiten die Wunsch-Eltern? Welche Erwartungen werden an das ungeborene Kind gestellt? Welche Hoffnungen und Wünsche trägt jeder in sich? Was bedeutet ein Kind für die Beziehung? Das Aussprechen und Beantworten dieser und ähnlicher Fragen, erfordert Mut und Offenheit. Dadurch werden jedoch neue Ressourcen freigesetzt und häufig Blockaden im Unterbewusstsein gelöst. Dass es mit dem Wunschkind auch tatsächlich klappt, dafür gibt es natürlich keine Garantie. Aber die Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen und Erwartungen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu mehr Gelassenheit.

Zart rät Paaren mit Kinderwunsch außerdem, das so genannte „Bergsteiger-Prinzip“ zu beherzigen. So groß die Sehnsucht nach eigenem Nachwuchs auch sein möge, ein Baby lässt sich nicht erzwingen. Daher empfiehlt Zart, sich von Anfang an darauf einzustellen, dass es vielleicht auch länger dauern kann und die Zeit bis dahin so schön wie möglich zu gestalten. Einem Kind das Leben zu schenken, das ist etwas ganz Besonderes und Paare sollten versuchen diese Phase in ihrem Leben zu genießen. So wie ein Bergsteiger den Aufstieg bis zum Gipfel genießt. Er sieht sich immer wieder um, verliert nie den Blick für die wunderschöne Berglandschaft, die ihn umgibt und wenn die Tour zu beschwerlich wird, gönnt er sich eine erholsame Rast. Auch Wunscheltern sollten sich hin und wieder eine Auszeit nehmen und sich darauf besinnen, welche Rituale ihnen bisher immer gut getan haben.

Platz schaffen

Die beste Vorbereitung auf ein Baby liegt darin, für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse Platz zu schaffen. Hektik im Büroalltag, Stress mit den Kollegen oder dem Chef, unausgesprochene Probleme in der Partnerschaft, Unzufriedenheit– all das entfernt uns von uns selbst und im weitesten Sinne auch vom Wunschkind. Wer sich also in Gedanken mit der Gründung einer Familie trägt, sollte vorerst damit beginnen, das eigene Leben ein wenig zu hinterfragen. Wie kann ich beruflichen Stress reduzieren? Muss ich wirklich als Erste ins Büro kommen und immer als Letzte gehen? Welche Karrierechancen stehen mir offen und möchte ich sie überhaupt wahrnehmen? Verbringe ich genug Zeit mit meinem Partner und mit Freunden oder Familie? Wie oft nehme ich mir Zeit für mich selbst? Habe ich mir mein Leben so vorgestellt?

Wer seine Prioritäten neu ordnet und Bedürfnisse ernst nimmt, der schafft Zeitfenster, die ausschließlich für das eigene Wohlbefinden reserviert sind. Erlaubt ist, was gefällt: Einkaufsbummel mit Freundinnen, gemütliche Abende im Kreise der Familie oder Sport. Positive Erlebnisse senken nachweislich das Stressrisiko und das wiederum wirkt sich positiv auf die Empfängnisbereitschaft aus. Willkommener Nebeneffekt: Wer für Ablenkung sorgt, der befreit sich und den Partner auch von unnötigem Druck.

Vertrauen in den weiblichen Zyklus

In der Kinderwunschzeit spielt der eigene Zyklus für viele Frauen eine große Rolle. Das nicht zu Unrecht. Schließlich gibt es mittlerweile zahlreiche Methoden, mit deren Hilfe man die fruchtbaren Tage rund um den Eisprung berechnen kann. Sie liegen normalerweise immer in der Zyklusmitte. Aufgrund von Stress, der Einnahme von Medikamenten oder anderen Ursachen, kann sich der Zyklus jedoch auch verschieben und dies macht das Bestimmen der fruchtbaren Tage mitunter zu einer kniffligen Angelegenheit. Bewährt haben sich im Grunde alle Methoden der natürlichen Familienplanung (Kalendermethode, Temperaturmethode, Zervixschleimbeobachtung und Symptothermale-Methode). Welche Methode wirklich passt, hängt von individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen ab.

Expert*innen-Tipp: Es ist durchaus sinnvoll, den Körper zu beobachten und zu wissen, wann die fruchtbaren Tage sind, denn wenn man nie zum richtigen Zeitpunkt Sex hat, kann man nicht schwanger werden, selbst wenn organisch alles in Ordnung ist. Nachdem Kalender-Sex aber bei beiden Partnern Stress verursacht, kann man Druck herausnehmen, indem man unabhängig von der Zyklusphase alle 3-4 Tage Geschlechtsverkehr hat (Spermien überleben im weiblichen Körper sogar bis zu 5 Tage). Dadurch versäumt man den Eisprung bestimmt nicht und der Sex kann entspannt und unbelastet bleiben.

Gewohnheiten ändern

Wir haben es bereits erwähnt: Stress beeinflusst die Fruchtbarkeit in negativem Maße. Verantwortlich dafür ist u.a. das Hormon Prolaktin, welches in hektischen Phasen vermehrt produziert wird. Es kann den Zyklus der Frau durcheinander bringen und zu einer verminderten Spermienqualität führen. Wer sich also mit einem Kinderwunsch trägt, der kann unterstützend ein paar Gewohnheiten ändern. Der übermäßige Konsum von Alkohol und Nikotin wirkt sich ebenso auf die Fruchtbarkeit aus wie starkes Über- oder Untergewicht. Manchmal bewirkt allein die Umstellung des Speiseplanes wahre Wunder.

Tipp: Kinderwunsch-Mütter sollten auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung achten. Frauen, die längere Zeit die Pille genommen haben oder unter großem Stress stehen, haben einen erhöhten Bedarf Mikronährstoffen (insbesondere Folsäure, Vitamin B12 und Magnesium). Ebenso empfehlenswert: die moderate Ausübung von Sport. Regelmäßige Bewegung kann den Stressabbau unterstützen, eine hormonelle Balance herstellen und so dabei helfen, den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten.

Unterstützende Maßnahmen

Trotz guter Vorsätze steckt man manchmal einfach im Gedankenkarussell fest. Der unerfüllte Kinderwunsch kann zur Belastung für die Beziehung werden oder dazu führen, dass sich Frauen komplett aus ihrem sozialen Leben zurückziehen. Neben dem Gespräch mit guten Freund*innen oder einer*n professioneller*n Therapeut*in, haben sich folgende Methoden als hilfreich erwiesen:

  • Luna-Yoga/Hormon-Yoga:
    Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form des Yoga, die Frauen dabei unterstützen soll, ihre Weiblichkeit und ihren individuellen Zyklus wiederzufinden. Der Fokus der Übungen liegt auf den Beckenboden und die Körpermitte.
  • Autogenes Training:
    Bei dieser Entspannungstechnik verwendet man bestärkende Glaubenssätze und positive Bilder, die sich bei regelmäßiger Wiederholung im Unterbewusstsein festsetzen. Stress wird dadurch abgebaut, Enttäuschungen schneller überwunden.
  • Traditionelle Chinesische Medizin (TCM):
    In der fernöstlichen Medizin kennt man spezielle Behandlungsweisen, die dabei helfen können, dem Kinderwunsch ein Stück näher zu kommen. Zu den standardmäßigen angewandten Methoden zählen Akupunktur und Therapien mit Kräutermischungen (Tees).
  • Pilates:
    Diese sanfte Sportart zielt auf ein Training von Körper und Geist ab. Neben der Verbesserung des Körpergefühls, steht das Erlernen von bestimmten Atemtechniken zur Entspannung im Vordergrund.
  • Hypnose:
    Dabei handelt es sich um eine sehr tiefe Form der Entspannung, in der man Zugang zu seinem Unterbewusstsein erlangt. Auf diese Art und Weise ist es möglich, ungesunde Gedanken oder Blockaden ausfindig zu machen und durch positive Bilder zu ersetzen.
  • Osteopathie:
    Bei dieser manuellen Therapiemethode tastet die*der Therapeutin*in den Körper ab und erspürt mit seinen Händen Spannungen und Verklebungen des Gewebes. Durch sanfte Berührungen kommt es zu einer Wiederherstellung der Mobilität und Funktion der Organe.
  • Shiatsu:
    Bei dieser japanischen Ganzkörperbehandlung werden durch Fingerdruck die Meridiane des Körpers stimuliert und dadurch die Energie zum Fließen gebracht. Es kommt zu einer Harmonisierung des Körpers, wodurch eine hormonelle Balance wiederhergestellt werden kann. Außerdem verbessert sich das Körperbewusstsein und der Geist kann zur Ruhe kommen.

 

Expert*innen-Tipp: Natürlich ist es für den Kinderwunsch sehr förderlich, wenn man entspannt ist. Man sollte aber darauf achten, dass die Entspannung nicht selbst zum Stress wird, indem man seinen Terminkalender mit zu viel Entspannungsprogramm vollpackt. Am besten sucht man sich nur ein oder zwei Methoden aus, die einem zusagen und die man gerne regelmäßig ausüben möchte. Und sollte man einmal keine Lust dazu haben, dann ist das auch in Ordnung, es soll dadurch kein weiterer Druck entstehen.

Expert*innen-Überprüfung durch

Dr. Sabine Jirecek

Seit 2011 bereitet Sabine Jirecek Schwangere in ihren Kursen auf eine entspannte Geburt vor. Außerdem begleitet die ausgebildete Allgemeinmedizinerin Paare als Fertilitäts-Coach auf ihrem Weg zum Wunschkind. Sie ist selbst Mutter zweier Kinder. Mehr über Sabine erfährst du hier.

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