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Fieberkrämpfe bei Babys & Kleinkindern
Krampfartige Anfälle, die von einem raschen Anstieg der Körpertemperatur ausgelöst werden, betreffen drei bis fünf Prozent aller Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahre. Besonders häufig sind Fieberkrämpfe bei Kleinkindern zwischen zwölf und sechzehn Monaten. Für Eltern und Betreuungspersonen sind die Anfälle zumeist ein großer Schock, insbesondere wenn sie das erste Mal auftreten. Wir erklären dir, wie du deinem Kind im Notfall helfen kannst, warum der Körper auf Fieber reagiert und wann eine medizinische Abklärung unbedingt erforderlich ist.
Krampfanfall mit Muskelzuckungen
Unter einem Fieberkrampf mit einem unkomplizierten Verlauf versteht man einen sogenannten Gelegenheitskrampf. Das ist ein Anfall mit epileptischen Zügen, der nach Abklingen der Erkrankung nicht wieder auftritt. Zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem sechsten Lebensjahr können Kinder im Zuge eines Infekts einen Fieberkrampf bekommen. Häufig tritt der Krampf auf, noch bevor andere Krankheitsanzeichen zu erkennen sind. Anfällig für Fieberkrämpfe sind Kinder ab einer Körpertemperatur von 38,9° Grad.
Es kommt jedoch nicht nur auf die Temperatur an, sondern vielmehr auch darauf, wie schnell das Fieber ansteigt. Die Krämpfe treten immer in Zusammenhang mit einem Infekt z.B. Erkrankungen der oberen Atemwege, grippale Infekte oder Dreitagefieber auf. Am häufigsten sind die Krämpfe beim ersten Anstieg des Fiebers im Zuge der Erkrankung zu beobachten. Auch wenn die Anfälle für Erwachsene schrecklich wirken, sind aus medizinischer Sicht viel weniger schlimm als sie aussehen. Handelt es sich um einfache Krämpfe, die nicht lange andauern, sind nachhaltige Schädigungen von Gehirn- und Nervenzellen ausgeschlossen. Auch besteht kaum Risiko, dass Kinder mit Fieberkrämpfen im späteren Leben eine Epilepsie entwickeln.
Was passiert im Körper des Kindes?
Ein Fieberkrampf ist eine Überreaktion des Körpers auf einen rapiden Temperaturanstieg. Anfälle kommen plötzlich und unerwartet. Sie sind eindeutig an folgenden Anzeichen zu erkennen:
- Dein Kind zeigt starke Muskelzuckungen/Krämpfe an den Extremitäten oder auch im Gesicht.
- Das Kind verdreht die Augen oder sein Blick wird starr.
- Das Erscheinungsbild der Haut wird blass bis bläulich. Manchmal verfärben sich auch die Lippen blau.
- Die Muskeln verspannen sich oder erschlaffen.
- Dein Kind verliert das Bewusstsein, es ist nicht mehr ansprechbar und reagiert nicht.
- Das Kind verliert Stuhl oder Urin.
Die Krampfanfälle dauern wenige Minuten, bei komplizierten Fieberkrämpfen bis zu 15 Minuten oder länger. Nach dieser Zeit stabilisiert sich dein Kind wieder, die Farbe kehrt in sein Gesicht zurück, die Zuckungen legen sich. Viele Kinder sind nach einem derartigen Ereignis müde und erschöpft, oft erinnern sie sich auch gar nicht daran, was geschehen ist.
Einfache und komplizierte Fieberkrämpfe
Man unterscheidet einfache („typische“) und komplizierte Fieberkrämpfe. Üblicherweise haben Kinder zwischen sechs Monaten und dem sechsten Lebensjahr einfache Fieberkrämpfe. Sie dauern zwischen zwei und maximal zehn Minuten und klingen von selbst wieder ab. Sie treten im Zuge eines fieberhaften Infektes einmalig auf. Dein Kind zeigt die Symptome eines Krampfanfalls und erholt sich nach dem Ereignis wieder relativ rasch. Der Anfall wiederholt sich mit der Wahrscheinlichkeit von 30% bei der nächsten Erkrankung mit Fieber.
Ein Viertel aller Kinder vor dem sechsten Lebensmonat und nach dem fünften Lebensjahr entwickelt Fieberkrämpfe mit einem komplizierten Verlauf. Der Anfall dauert dann länger als 15 Minuten und kann sich innerhalb von 24 Stunden mehrmals wiederholen. Im Gegensatz zu einfachen Krämpfen sind die Zuckungen hier nur einseitig oder betreffen ein bestimmtes Körperteil. Auch hier sind zumeist keine Folgeschäden zu erwarten. Allerdings müssen organische Ursachen und ein mögliches Risiko für Epilepsie medizinisch geklärt werden.
Erste Hilfe im Notfall
Die wichtigste Frage, die sich Eltern wohl stellt, ist, wie sie im Notfall richtig reagieren können. Hier gibt es glücklicherweise ein paar klare Regeln, an die du dich halten kannst. Wenngleich der erste Krampfanfall ein unglaublich großer Schockmoment für Eltern sein kann, wird man im Laufe der Zeit routinierter und bekommt zudem Notfallmedikamente an die Hand.
Das kannst du für dein Kind bei einem akuten Fieberkrampf tun:
- Auch wenn es schwierig erscheint: Ruhe bewahren und einen klaren Kopf behalten. Vergiss nicht, der Anfall ist weit weniger schlimm als es gerade aussieht. Dein Kind wird das gut und gesund überstehen!
- Minimiere die Verletzungsgefahr für dein Kind. Entferne alle spitzen und scharfen Gegenstände in unmittelbarer Umgebung. Der Krampfanfall geht von allein wieder weg. Achte darauf, dass sich dein Kind beim Krampfen nicht stoßen oder verletzen kann.
- Mach deinem Kind Platz.
- Verzichte auf die Anwendung von Hausmitteln. Sie sind im Akutfall wirkungslos.
- Auch wenn dein Kind nicht reagiert: schüttle es nicht oder schreie es nicht an. Bleib bei deinem Kind und begleite es durch deine Anwesenheit.
- Keine Getränke oder Snacks geben!
- Lockere die Kleidung deines Kindes, wenn sie eng anliegt.
- Unbedingt: Verständige den Notarztdienst oder die Rettung!
- Wenn es dir nach dem Anfall möglich ist, solltest du die Körpertemperatur deines Kindes messen.
Auslöser & Vorbeugung
Die zugrunde liegenden Auslöser von Fieberkrämpfen im Kindesalter sind bislang nicht ausreichend geklärt. Auf symptomatischer Ebene weiß man, dass ein rascher Anstieg an Körpertemperatur den Krampfanfall auslösen kann. Die Temperatur steigt dann an, wenn das Kind an einem Infekt erkrankt ist und der Körper seine Immunabwehr aktiviert. Fieber ist dann eine an sich gesunde immunologische Reaktion des Organismus auf unterschiedlichste Erreger (sowohl Viren als auch Bakterien).
Ab einer gewissen Körpertemperatur reagiert das Nervensystem des Kindes über, da es noch nicht vollständig entwickelt ist. Elektrische Entladungen in den Nervenzellen, die eine normale Gehirnfunktion garantieren, treten dann schneller, ungeplanter und unkoordinierter auf. Dadurch kommt es zu den krampfartigen Muskelzuckungen, die wenige Minuten andauern können und danach wieder von allein abklingen.
Info:Nicht alle Kinder in diesem Alter sind gleichermaßen betroffen. Warum manche Kinder krampfen und andere nicht, ist jedoch unklar. Man geht davon aus, dass eine erbliche Vorbelastung das Risiko von Krampfanfällen erhöht. In etwa 25 -30 % aller krampfenden Kinder gibt es ein Familienmitglied, das ebenfalls infektbedingte Anfälle hatte.
Fieberkrämpfe sind nicht vermeidbar
Eines vorweg: Krampfanfälle lassen sich nicht verhindern. Sie treten plötzlich und überraschend auf, häufig weißt du zu diesem Zeitpunkt gar nicht, dass dein Kind krank ist. Kinder, die schon einmal an einem Fieberkrampf litten, haben eine 30 % Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem zweiten Krampf kommt. Nach einem zweiten und dritten Fieberkrampf, das Risiko für ein erneutes Auftreten bei 50 %. Das Wichtigste ist, in solchen Fällen, Ruhe zu bewahren und Erste-Hilfe zu leisten.
Für Kinder, die mehrmals Krampfanfälle bekommen, gibt es Notfallmedikamente, die in Form von Zäpfchen rektal verabreicht werden. Als Wirkstoff kommt Diazepam zum Einsatz. Wie und wann die Zäpfchen eingesetzt werden, erfahren Eltern nach dem ersten Ereignis oder bei wiederholten Krampfanfällen im Krankenhaus oder vom Kinderarzt. Eine zusätzliche Möglichkeit ist es, das Fieber bereits im Vorfeld mithilfe von entsprechenden Medikamenten (Ibuprofen oder Paracetamol) zu senken, wenn es über eine kritische Grenze steigt. Das ist allerdings umstritten, da Fieberkrämpfe dadurch nicht zu 100 % verhindert werden können und Fieber zudem eine wichtige immunologische Funktion im Körper hat.
Der Großteil aller Mediziner*innen empfiehlt jedoch eine rechtzeitige Absenkung des Fiebers und den Einsatz von speziellen Medikamenten, wenn es zu einem Krampfanfall kommt. Hausmittel wie Wadenwickel oder andere naturheilkundliche Maßnahmen bleiben im Notfall ohne Wirkung.
Fieberkrämpfe immer medizinisch abklären lassen
Einfache Fieberkrämpfe vergehen nach wenigen Minuten von allein. Wenn dein Kind danach noch ein wenig müde oder erschöpft ist, handelt es sich um eine normale Reaktion auf den Anfall. Spätestens nach einer halben Stunde sollte es ihm dann jedoch deutlich besser gehen. Tritt der Fieberkrampf zum ersten Mal auf, ist eine medizinische Abklärung in jedem Fall erforderlich. Entweder bringt dich der Rettungswagen gemeinsam mit deinem Kind zum nächstgelegenen Krankenhaus oder du suchst nach einem Krampfanfall eine*n Ärzt*in auf. Die Abklärung umfasst jedenfalls eine gründliche Untersuchung.
Zudem ist es wichtig, dass du das Krampfgeschehen so detailliert wie möglich schilderst z.B. bei welcher Temperatur der Anfall aufgetreten ist, wie lange er gedauert hat oder ob die Zuckungen einseitig waren oder nicht. Treten Krampfanfälle häufiger und/ oder in Form von komplizierten Krämpfen auf, dann sind umfassende, weiterführende Kontrollen, wie z.B. das Schreiben eines EEGs angezeigt. In seltenen Fällen können Ärzt*innen eine Lumbalpunktion anordnen, um eine Gehirn- oder Gehirnhautentzündung auszuschließen.
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