Kindersicherheit im Auto: Sitze für Babys und Kleinkinder

Wenn die Babyschale zu klein wird, dann steht der Wechsel auf die nächste Kindersitzgruppe an. In die ECE-Normgruppe 1 (nach ECE R-44-04) fallen Sitze, in denen Kinder zwischen 9kg und 18kg transportiert werden können. Sie passen üblicherweise bis zu einem Alter von 4 Jahren, je nach Größe deines Kindes. Als Richtwert bei der Körpergröße werden 75cm bis 100cm angegeben. Wichtiges Merkmal der Gruppe-1-Sitze: Sie verfügen über einen H-Gurt beziehungsweise ein 5-Punkt-Gurtsystem zur Sicherung des Kindes und sind auch als Reboarder (rückwärtsgerichteter Transport des Kindes) erhältlich.

Normaler Kindersitz oder Reboarder?

Sitze der Normgruppe 1 können entweder vorwärtsgerichtet oder aber auch entgegen der Fahrtrichtung montiert werden. Rückwärtsgerichtete Sitze (ausgenommen Babyschalen) werden auch als Reboarder bezeichnet. Dein Kind findet theoretisch (je nach Gewicht und Größe) bis zum vierten Lebensjahr in einem Reboarder Platz.

Reboarder: besserer Schutz

Mittlerweile wird der rückwärtsgerichtete Transport des Kindes auch von Autofahrerclubs empfohlen. Zahlreiche Tests und Jahrzehnte lange Erfahrungen in Skandinavien haben gezeigt, dass Kinder in einem Reboarder sowohl bei einem Seiten- als auch bei einem Frontalaufprall besser geschützt sind als in einem in Fahrtrichtung angebrachten Kindersitz. Im Falle eines Frontalcrashs wird der vergleichsweise schwere Kopf deines Kindes nicht nach vorne geschleudert, sondern nach hinten in den Reboarder abgestützt. Dadurch werden die Kräfte, die während eines Aufpralles entstehen, deutlich reduziert und besser auf den gesamten Körper verteilt. Nacken, Schultern und Rücken sind so einem wesentlich geringeren Verletzungsrisiko ausgesetzt.

Wichtig: Manche Reboarder benötigen im Auto mehr Platz als für einen Kindersitz üblich. Das betrifft zum einen die Stellfläche, also die Rückbank, und zum anderen den Platz nach vorne. Vor allem bei kleineren Autos empfiehlt es sich, den Sitz vor dem Kauf probeweise im Auto montieren zu lassen. Manchmal kann es erforderlich sein, mit dem Beifahrersitz soweit nach vorne zu rutschen, dass der Platz neben dem Fahrer deutlich eingeschränkt und ein angenehmes Sitzen nicht mehr möglich ist. Durch die inzwischen deutlich gestiegene Auswahl an Reboardern findet sich jedoch im Fachhandel zu jedem Kind und Auto eine geeignete Lösung.

Was du beim Kauf beachten solltest

Ein Autokindersitz ist eine wichtige Investition, die gut überlegt werden sollte. Je nachdem, wie oft du mit dem Auto unterwegs bist, ob du in der Stadt (öffentliche Verkehrsmittel) oder am Land lebst, wird dein Kind mehr oder weniger Zeit sitzend oder schlafend im Auto verbringen. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass die Sicherheit gewährleistet und dein Kind im Falle eines Aufpralles bestmöglich geschützt ist. Zudem ist es notwendig, dass Kindersitz und Automodell zusammenpassen, du beispielsweise am Rücksitz ausreichend Stellfläche für den Sitz hast. Auch müssen Sitz und Befestigungssystem im Auto (ISOfix oder Top-Tether) kompatibel sein. Damit du nicht den Überblick verlierst, haben wir für dich ein paar Tipps für den Kauf eines Autokindersitzes zusammengestellt:

Vorauswahl treffen

Triff eine Vorauswahl, welche Modelle für dich in Frage kämen. Anschließend solltest du die Sitze beim Fachhändler oder Autofahrerclub vor Ort besichtigen und richtig testen. Lass dir die Montage und Befestigung im Auto zeigen, als auch dein Kind einmal probesitzen. Wichtig ist, dass du gleich mit dem eigenen PKW kommst.

Zulassung prüfen

Überprüfe vor allem bei Sitzen mit „semi-universeller“ Zulassung (das steht auf der ECE Prüfplakette), ob sie zu deinem Auto passen. Diese Modelle sind nämlich nur mit bestimmten Autotypen kompatibel. Zumeist bieten die Hersteller jedoch eine Typenliste an, auf der du nachlesen kannst, ob der Sitz in deinem Auto montiert werden kann.

Die richtige Gurtlänge

Vor allem bei Babyschalen kommt es auf die richtige Gurtlänge an. Checke also, ob du am Rücksitz ausreichend Gurtlänge zusammenbekommst, um die Babyschale richtig zu sichern.

Stabil abstellbar

Wir haben es bereits erwähnt, die Stellfläche ist ebenso Thema. Vor allem in kleineren Autos ist der Platz auf der Rückbank manchmal sehr knapp kalkuliert. Du solltest darauf achten, ob der Kindersitz deiner Wahl auch wirklich stabil am Rücksitz abgestellt werden kann. Bei Montage am Beifahrersitz muss unbedingt der Airbag deaktiviert werden!

Welches Auto?

Überlege dir, in welchen Autos der Kindersitz genutzt werden soll. Wird er überwiegend in einem Auto verwendet oder wechselt er auch einmal ins Auto deines Partners oder der Oma? Falls dem so ist, musst du natürlich sicherstellen, dass der Sitz auch in einem anderen Auto montiert werden kann.

Gebraucht kaufen

Grundsätzlich kannst du Autokindersitze natürlich auch gebraucht erwerben. Da gibt es aber gewisse Punkte, die du gesondert beachten solltest.

ISOfix befestigt

Hinsichtlich Befestigung im Auto ist ISOfix empfehlenswert, da der Sitz über dieses System gewissermaßen an der Karosserie des Autos verankert wird – es dadurch sehr gute Bewertungen hinsichtlich Sicherheit für ISOfix-Sitze gibt. Auch die Gefahr der Fehlbedienung (auch „Misuse“ genannt“) ist durch das vergleichsweise einfach zu bedienende ISOfix deutlich reduziert.

Wichtig: die richtige Beratung

Vor allem, wenn du dein erstes Kind erwartest und zum ersten Mal einen Autokindersitz kaufen musst, lohnt es sich, eine umfassende Beratung in Anspruch zu nehmen. Fachhändler (wie z.B. die Zwergperten) und/oder Mitarbeiter der Autofahrerclubs wissen zumeist, welche Sitze in Crashtests sehr gut abschneiden, worauf man beim Einbau achten sollte und ob dein Kind überhaupt schon groß genug ist für den Wechsel in die nächste Kindersitzgruppe.

Wann wechselst du zur nächsten Gruppe?

So lange für dein Kind eine Kindersitzpflicht besteht (bis zu einem Alter von 14 Jahren oder einer Körpergöße > 135cm), wird diese Frage immer wieder auftauchen. Die gute Nachricht gleich vorweg: Eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf weder im Babyalter, noch wenn dein Kind schon in die Volksschule geht. Hersteller und die ExpertInnen der Europäischen Wirtschaftskommission  geben jedoch Leitlinien vor, an denen du dich grob orientieren kannst.

Kindersitze der Gruppe 1 sind für das Alter 1-4 Jahre, sowie ein Gewicht von 9-18kg vorgesehen. Als Körpergröße werden 75cm bis 100 cm angegeben. Wenn der Kopf deines Kindes über das Kopfteil des Kindersitzes hinausragt, solltest du über einen Wechsel zur Gruppe 2 nachdenken. Manchmal ist es auch so, dass Kinder beginnen, sich gewissermaßen gegen den Sitz zu wehren. Sie fühlen sich unwohl, manchmal eingeschränkt. Ein Wechsel ist jedoch nur dann eine Option, wenn die Kriterien hinsichtlich Gewicht und Körpergröße erfüllt sind.

Tipp: Viele Hersteller haben in der Bedienungsanleitung Hinweise zum richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel vermerkt. Das hat den Vorteil, dass diese Anregungen tatsächlich auf das Modell abgestimmt sind, das du für dein Kind verwendest.

Gebrauchte Kindersitze der Gruppe 1

Genauso wie beim Kinderwagen ist es möglich, dass du einen gebrauchten Kindersitz kaufst oder den eines älteren Geschwisterkindes weiterverwendest. Nur weil ein Sitz bereits in Verwendung war, bedeutet es nicht, dass er automatisch schlechter ist oder nicht mehr ausreichend schützt. Es gibt ein paar Dinge, die du beachten solltest, wenn du dich für einen „Gebrauchten“ entscheidest. Das wichtigste Kriterium ist die Unfallfreiheit. Stelle, so gut es eben möglich ist, sicher, dass der Sitz noch in keinen Unfall verwickelt und auch nicht beim Transport beschädigt wurde. Es empfiehlt sich, alle Komponenten sorgsam zu prüfen: Schnallen, Gurte, Klick-Mechanismen, Gurtführung, Arretiervorrichtungen sowie Kopf- und Seitenaufprallschutz.

Um auf Nummer sich zu gehen, solltest du den Bezug des Kindersitzes entfernen, so kannst du kontrollieren, ob die innen liegenden Teile Bruchstellen oder Beschädigungen aufweisen. Erkundige dich nach der Vorgeschichte des Sitzes: Wie viele Kinder haben ihn schon verwendet? Wie alt ist der Sitz? Ist eine Montageanleitung vorhanden? Sind Schutz- und Sitzbezüge waschbar oder wurden sie einmal erneuert? Überprüfen musst du auch die orange Plakette, die am Sitz angebracht ist. Dort stehen die ECE-Regelungen, nach denen er zertifiziert wurde.

Checkliste: Kindersitzkauf

Welche Kindersitzgruppe braucht mein Kind? Wie wird der Sitz im Auto befestigt? Sind die Bezüge abnehmbar und waschbar? All diese Fragen stellen sich, wenn du eine Babyschale oder den ersten Kindersitz für dein Kind besorgst. Damit du gut informiert bist und das richtige Modell findest, hilft dir unsere Checkliste mit den wichtigsten Punkten, die du beim Kauf beachten solltest. Ideal zum Ausdrucken:

Checkliste herunterladen

Experten-Überprüfung durch

Kai Schaffran

Herr Kai Schaffran ist Geschäftsführer der Zwergperten GmbH und Inhaber Zwergperten Berlin. Er ist Familienvater, Ingenieur für KFZ-Technik, langjähriger Prüfer und Sachverständiger beim TÜV Süd.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 6 und 7?

Mehr erfahren:

Fünf Spielsachen zur Förderung der Baby-Entwicklung

Die Geburt des eigenen Kindes ist ein schönes Erlebnis. Ist das Kleine erst einmal da, tun Mütter alles, damit es ihrem Liebling gut geht: Für das Neugeborene soll es nur das Beste sein, egal ob bei Nahrung, Kleidung oder Spielsachen. Gerade das Spielen ist für Kinder die Hauptquelle des Lernens, wobei sie wichtige Fähigkeiten und Verhaltensweisen erlernen – darunter Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Abstraktionsvermögen und logisches Denken.

Weiterlesen

Wie rege ich die Milchproduktion an?

Wir haben es bereits erwähnt: die Milch reguliert sich auf natürliche Art und Weise über Angebot und Nachfrage. Maßgeblich für die Milchproduktion verantwortlich ist das Hormon Prolaktin. Sobald sich der Prolaktin-Spiegel im Blut erhöht, beginnt das empfindliche Drüsengewebe in der Brust damit, Milch auszuschütten.

Weiterlesen

Muttermilch & Stillen

Es ist die natürlichste und manchmal auch komplizierteste Sache der Welt: die Versorgung des Säuglings mit Muttermilch. Sofern aus medizinischen Gründen nichts dagegen spricht, entscheidet sich der Großteil aller Mütter dafür, ihr neugeborenes Baby zumindest bis zum vollendeten 6. Lebensmonat zu stillen. 

Weiterlesen

Die Stillberaterin – So unterstützt sie dich beim Stillen

Stillen wird gerne als „die natürlichste Sache der Welt“ bezeichnet – und wenngleich wir da auch zustimmen würden, wissen wir dennoch, dass eine erfolgreiche Stillbeziehung nicht selbstverständlich ist. Als frisch gebackene Mama bist du vielleicht unsicher, geschwächt von der Geburt oder einfach noch nicht in deiner neuen Rolle angekommen. Das ist vollkommen in Ordnung – nimm dir die Zeit, die du brauchst. Für einen sanften Stillstart empfehlen wir dir, dich schon während der Schwangerschaft zu erkundigen, wer dich beim Stillen professionell unterstützen kann.

Weiterlesen

Melde dich zum Schwanger.at Newsletter an – dich erwarten spannende Artikel, Produkttests und Gewinnspiele!

Bitte rechnen Sie 7 plus 5.