Was versteht man eigentlich unter Zero Waste?

Vielleicht hast du unlängst den Gelben Sack zur Sammelstelle gebracht oder das Altpapier entleert. Ist dir dabei aufgefallen, wie viel Verpackungsmüll dabei eigentlich anfällt? Oder hast du schon einmal bewusst wahrgenommen, wie oft du den Abfall aus dem Restmülleimer entsorgen musst? Es ist kein Geheimnis mehr, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben – ein kritisches Hinterfragen ist durchaus angebracht. Schließlich wollen wir diesen Planeten auch für unsere Nachkommen erhalten und gerade wenn sich Nachwuchs ankündigt, beginnen einige von uns damit zu überlegen, wie wir denn eigentlich mit unseren wertvollen Ressourcen umgehen.

Die 5-R des Zero Waste

Wer sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, wird aktuell um einen Begriff nicht herumkommen: Zero Waste. Die einen bezeichnen es als Lifestyle, die anderen als Lebenseinstellung und für wiederum andere ist es einfach ein modernes Wort für Müllvermeidung. Schauen wir uns das ein wenig genauer an. Zero Waste bedeutet übersetzt so viel wie „Null Müll“ und dabei sind wir auch schon bei der Kernaussage der Bewegung. Das Ziel eines konsequenten Zero-Waste-Lebensstils ist es, so zu leben und zu konsumieren, dass dabei kein neuer Abfall mehr entsteht. Die amerikanische Autorin und Bloggerin Bea Johnson hat das müllfreie Leben populär gemacht und auch hierzulande viele BloggerInnen inspiriert, es einfach einmal zu versuchen. Vermutlich fragst du dich jetzt, wie das funktionieren soll, schließlich sind wir umgeben von Dingen, die meistens früher als später wegschmissen werden (allein in Österreich fallen jährlich mehr als 2,5 Tonnen Müll an!). Auf der Suche nach einer Antwort haben wir uns bei Zero Waste Austria umgesehen. Das ist ein Verein und eine Netzwerkplattform, die ein Bewusstsein für Abfallvermeidung und nachhaltigen Konsum schaffen möchte. Zero Waste gelingt im Alltag, wenn man nach folgenden fünf Regeln lebt:

Refuse

– Ablehnen: Im ersten Schritt geht es darum, sich zu überlegen, welche Dinge man denn wirklich braucht und worauf man genauso gut verzichten könnte. Es gibt vielleicht Produkte, die du nur konsumierst, weil du es immer schon getan hast oder weil clevere Marketingstrategien uns glauben lassen, wir bräuchten gewisse Konsumgüter. Viele Zero Waste BloggerInnen bezeichnen die Philosophie daher auch gerne als „Detoxkur für das eigene Leben“. Vielleicht ist für dich ein Anreiz, deinen Lebensstil zu hinterfragen und das eine oder andere simpler zu gestalten. Je einfacher wir leben, desto weniger müssen wir konsumieren und desto weniger Müll produzieren wir. Trau dich also, dich bewusst gegen etwas zu entscheiden und den Konsum einfach zu verweigern.

Reduce

– Reduzieren: Nun gibt es natürlich gewisse Dinge, auf die wir nicht verzichten können. Für solche Fälle gilt das zweite R. Überlege dir, wie du jene Produkte, die du täglich brauchst, reduzieren könntest. Gibt es vielleicht eine wiederverwertbare Alternative oder eine Alternative, die gar keinen Müll produziert? Vielleicht möchtest du statt Küchentüchern aus Papier selbst welche aus alten Stoffresten herstellen? Oder du verzichtest auf die Plastikverpackung im Supermarkt und nimmst deinen eigenen Behälter für Wurst und Käse mit? Wenn es in deiner Nähe einen „Unverpackt“-Laden gibt, kannst du auch dort einkaufen und so sehr viel Verpackungsmüll einsparen.

Reuse

-Wieder verwenden: Güter, die nicht vermieden oder reduzieren werden können, wird es natürlich auch immer geben. Hier kannst darauf achten, ob du sie entweder schon so kaufst, dass du ihnen eine zweite Chance gibst (Second-Hand) oder so, dass sie später von dir oder einer anderen Person wiederverwendet werden können. Aus Stoffresten oder alten Handtüchern kannst du beispielsweise selbst gemachte waschbare Abschminkpads herstellen, Kaffeesatz eignet sich toll als Pflanzendünger oder zur Weiterverarbeitung in ein Körperpeeling, Zeitungspapier kannst du zum Putzen verwenden usw. Dabei darfst du ruhige auch kreativ werden!

Recycle

– Wiederverwerten: Recyceln ist ein zentraler Bestandteil in der Müllvermeidung, schließlich wissen wir, dass wir leider auch nicht zur Gänze ohne Abfall zu produzieren leben können. Wenn du darauf achtest, ob deine Konsumgüter recycelt werden können, ist schon viel gewonnen. Es bedeutet nämlich, dass sie wiederverwertet werden, entweder in der gleichen oder in einer ganz anderen Form. Aus Alt-Papier kann man beispielsweise Taschentücher gewinnen und auch Glas lässt sich wiederverwerten. Wichtig für diesen Kreislauf ist die konsequente und richtige Mülltrennung. Erkundige dich bei deiner Gemeinde oder Stadtverwaltung, welche Arten von Müll wie getrennt werden sollen. Üblicherweise gibt es Sammelstationen sowie die planmäßige Müllabholung direkt bei dir zu Hause.

Rot

– Kompostieren: Für manche ist es ein Hobby, für andere eine Wissenschaft und für dich vielleicht der erste einfache Schritt Richtung Zero Waste. Verderbliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Kaffee, Tee und Eierschalen können kompostiert werden, ebenfalls jene Lebensmittel, die als solches gekennzeichnet sind. In Städten gibt es die Möglichkeit, eine Biomüll-Tonne zu bestellen, wenn du einen Garten hast, kannst du dort natürlich einen Komposter aufstellen (ein Drahtkorb ist dafür häufig schon ausreichend).

Das ist doch viel mehr Arbeit, oder?

Wir geben es zu, Zero Waste klingt ganz schön aufwendig, wenn du das erste Mal davon hörst. Das liegt aber weniger daran, dass es tatsächlich so ist, sondern vielmehr an dem Umstand, dass wir es als Gesellschaft gewohnt sind, relativ unhinterfragt zu konsumieren. Ganze Industrien sorgen in privilegierten Ländern dafür, dass Lebensmittel, Pflegeprodukte, Einrichtungsgegenstände und Konsumgüter aller Art im Überfluss vorhanden sind. Nach dem Zero Waste Grundsatz zu leben bedeutet im ersten Schritt also eine Veränderung deiner Einstellung. Bist du bereit, deine Konsumgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen? Wie viel Müll produzierst du gemeinsam mit deiner Familie? Wo setzt du schon auf Alternativen und wo gibt es noch Optimierungsbedarf? Dann nimm dir ein oder zwei Bereiche vor, mit denen du beginnen möchtest. Schritt für Schritt wendest du in diesem Teil deines Alltags die 5-Regel an beziehungsweise schaust einfach, was sich gut umsetzen lässt und wofür du vielleicht noch mehr Zeit oder andere Ideen benötigst.

Hinweis: Zero Waste Profis fallen nicht vom Himmel. Setz dich und deine Familie nicht unter Druck. Es ist ein Prozess und dieser benötigt wie jede Umstellung der eigenen Gewohnheiten Zeit.

Zero Waste im Familienalltag

Zum Schluss haben wir noch ein paar konkrete Tipps, wie Zero Waste im Familienalltag aussehen kann:

  1. Verpackungsmüll generell vermeiden. Kaufe nichts, das aus unnötig vielen Verpackungen besteht.
  2. Mülltrennung ernst nehmen (Stellt Behälter für Glas, Altpapier, Plastik, Restmüll, Kompost und Dosen bereit)
  3. Kleidung für Groß und Klein gibt es auch in toller Qualität in Second-Hand-Läden oder auf Tauschplattformen. Auch Teile der Erstausstattung wie Möbel oder Spielzeug können dort erstanden werden! Mehr zum Thema Nachhaltigkeit im ersten Babyjahr erfährst du hier.
  4. Nimm Gläser oder Vorratsbehälter in den Supermarkt und bitte die Verkäuferin, Fleisch- und Wurstwaren direkt dort einzufüllen.
  5. Für Obst und Gemüse kannst du mehrfach verwendbare Stoff- oder Netzsäcke nutzen.
  6. Geht zum Einkaufen in „Unverpackt“-Läden und nutzt lokale Lieferdienste oder Ab-Hof-Verkauf der Landwirte.
  7. Reparieren statt Wegwerfen! Nicht alle Geräte müssen gleich in den Müll wandern. Vieles lässt sich reparieren – vielleicht sogar bei einer gemeinnützigen Organisation in deiner Nähe!
  8. Stoffwindeln, wiederverwendbare Feuchttücher und nachhaltige Pflege: auch Zero Waste mit Baby ist möglich. Mehr dazu hier.

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