Wirksamkeit der BNT162b2 mRNA COVID-19 Impfung in der Schwangerschaft

Die österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) orientiert sich mit ihrem aktuellen Impfempfehlungen für schwangere Frauen an den Stellungnahmen der internationalen Fachgesellschaften (ACOG, SMFM, WHO). Für Schwangere in Österreich gilt: Sie sollen im österreichischen Impfplan priorisiert werden, da man mittlerweile davon ausgeht, dass Infektionen mit SARS-CoV2 bei Schwangeren einen schwereren Verlauf nehmen können als bei nicht schwangeren Frauen. 15 % der erkrankten Schwangeren litten Studien zufolge an einer schweren Lungenentzündung, 5,7 % benötigten intensivmedizinische Betreuung. Die Impfung wird für Schwangere also empfohlen, ebenso für Frauen mit Kinderwunsch und stillende Frauen.

Fakten-Box

Titel im Original: Effectiveness of the BNT162b2 mRNA COVID-19 vaccine in pregnancy

Veröffentlichungsdatum: 07.09.2021

StudienautorInnen: Noa Dagan, Noam Barda, Tal Biron-Shental, Maya Makov-Assif, Calanit Key, Isaac S. Kohane, Miguel A. Hernán, Marc Lipsitch, Sonia Hernandez-Diaz, Ben Y. Reis & Ran D. Balicer

Status: Peer Reviewed

Link: https://www.nature.com/articles/s41591-021-01490-8

Hintergrund der Studie

Bei BNT162b2 handelt es sich um einen mRNA Impfstoff der Hersteller BIONTECH und Pfizer. Es ist ein Vakzin auf Basis von Boten-Ribonukleinsäure, die die Immunantwort des Körpers auf SARS-CoV2 stimuliert. Die vollständige Immunisierung ist üblicherweise nach zwei Impfdosen gegeben. Derzeit wird die Notwendigkeit einer dritten Impfung (Auffrischungsimpfung) für gewisse Personengruppen diskutiert und teilweise bereits an der Umsetzung gearbeitet. Die bevorzugte Strategie in der Bekämpfung der Pandemie ist global gesehen das Erreichen einer möglichst hohen Durchimpfungsrate, um auch jene Gruppen zu schützen, die aus medizinischen Gründen (noch) nicht geimpft werden können.

Da wir uns mitten in der Pandemie befinden, gibt es mittlerweile auch Evaluierungsprozesse, mit denen analysiert werden soll, wie zuverlässig die Impfung unterschiedliche Personengruppen schützt. An klinischen Studien, die die Wirkung und Sicherheit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe, untersuchen sollen, sind schwangere Frauen bislang nicht beteiligt gewesen, obwohl von einem höheren Risiko für Schwangere ausgegangen wird. Die AutorInnen der Studie weisen darauf hin, dass bisher nur die Folgen der Impfung in der Spätschwangerschaft und die sogenannte Immunogenität untersucht wurden. Aus diesem Grund weichen die Impfempfehlungen für Schwangere weltweit voneinander ab.

COVID-19 Impfung bei Schwangeren

Es herrscht nach derzeitiger Datenlage Uneinigkeit darüber, ob und wann Schwangere geimpft werden sollen. Die Empfehlungen der nationalen Impfgremien weichen zum Teil voneinander ab. Man kann jedoch anhand von Beobachtungsstudien die grundsätzliche Sicherheit von mRNA-COVID-19-Impfstoffen beurteilen. Die AutorInnen der vorliegenden Studie halten fest, dass gerade die Wirkung und Sicherheit bei Schwangeren ein relevantes Forschungsthema sei. Das sei darauf zurückzuführen, dass sich das Immunsystem während der Schwangerschaft erwiesenermaßen verändert. Demnach könnte es sein, dass eine schwangere Frau anders auf die Impfung reagiert hinsichtlich Wirkung/Sicherheit als eine nicht-schwangere Frau. Gleichzeitig zeigen Studien (wie bereits oben erwähnt), dass Schwangere häufiger schwere Covid-19-Verläufe zeigen und häufiger intensivmedizinisch betreut werden müssen. Die Notwendigkeit, diese Bevölkerungsgruppe zu schützen, ist also evident.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Gemeinsam mit ForscherInnen aus den USA haben WissenschaftlerInnen aus Israel eine Beobachtungsstudie initiiert, mit der man herausfinden wollte, wie und ob die Impfung Schwangere vor einer Ansteckung mit SARS-CoV2 schützt. Die Kohorte setzte sich aus 10.861 geimpften Schwangeren ab 16 Jahren zusammen, die zwischen dem 20. Dezember 2020 und dem 3. Juni 2021 rekrutiert wurden. Die Vergleichsgruppe setzte sich aus ungeimpften Schwangeren zusammen, die ähnliche Merkmale (Herkunft, Alter, Schwangerschaftsdrittel) aufwiesen, wie die geimpften Schwangeren. 18 % der Matches in den beiden Gruppen zeigten mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf. Am häufigsten genannt wurde hier die Fettleibigkeit. Kern der Studie war die Beobachtung der Kohorte unter tatsächlichen Lebensbedingungen, also im täglichen Leben und nicht in einem klinischen Setting.

Studienergebnisse

Die Nachbeobachtungszeit umfasste 77 Tage. In dieser Phase wurden 131 Infektionen in der Impfgruppe und 235 Infektionen in der Kontrollgruppe dokumentiert. In der Conclusio der Studie heißt es: „Die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs für dokumentierte Infektionen betrug 67 % (95 % Konfidenzintervall (KI) = 40-84 %) in den Tagen 14-20 nach der ersten Dosis, 71 % (33-94 %) in den Tagen 21-27 nach der ersten Dosis und 96 % (89-100 %) in den Tagen 7-56 nach der zweiten Dosis Die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs bei symptomatischen Infektionen betrug 66 % (95 % CI = 32-86 %) in den Tagen 14-20 nach der ersten Dosis, 76 % (30-100 %) in den Tagen 21-27 nach der ersten Dosis und 97 % (91-100 %) in den Tagen 7-56 nach der zweiten Dosis.“ Die Annahme, dass eine Impfung mit dem BNT162b2 mRNA COVID-19 vor einer Ansteckung schützt, ist nun also naheliegend. Insgesamt wurde in beiden Gruppen nur ein schwerer Verlauf verzeichnet, es gab auch keinen Todesfall. Mögliche Nebenwirkungen oder Auswirkungen der Impfung wurden im Rahmen der Beobachtungsstudie nicht erhoben.

Empfehlungen der AutorInnen

Seitens der AutorInnen geht man davon aus, dass die BNT162b2 mRNA COVID-19-Impfung bei schwangeren Frauen gleich verträglich ist wie bei anderen Bevölkerungsgruppen. Der Schutz vor einer Infektion ist nach der Immunisierung gegeben. Die ForscherInnen nehmen an, dass mehr Schwangere zur Impfung motiviert werden könnten, wenn der Schutz vor einer Infektion als erwiesen angesehen wird. Möglicherweise schützt die Impfung in der Schwangerschaft auch das ungeborene Baby. Das ist derzeit noch Gegenstand unterschiedlichster Studien und Untersuchungen. Auch die vorliegende Studie hat gewisse Einschränkungen, beispielsweise durch das strenge Matching-Verfahren, das bestimmte Personen per se von der Studie ausgeschlossen hat. Weitere Studien zu Schutz und Wirksamkeit der Covid-19-Impfung in der vulnerablen Gruppe der Schwangeren wären wünschenswert.

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