Plötzlicher Kindstod – Ursachen, Prävention & aktuelle Erkenntnisse

Der plötzliche Kindstod – bei diesem Begriff stellen sich einem die Nackenhaare auf. Wie kann es sein, dass ein scheinbar gesundes Baby einfach so aufhört zu atmen? Warum trifft es manche Familien und andere nicht? Und vor allem: Was kannst du tun, um dein Kind zu schützen? Auch wenn das Thema einen belastet – es ist wichtig, umfassend informiert zu sein. Denn die gute Nachricht ist: In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Todesfälle stark zurückgegangen. Das liegt hauptsächlich daran, dass man heute besser versteht, welche Faktoren das Risiko erhöhen – und wie du sie vermeiden kannst.

In diesem Artikel erfährst du, was genau hinter dem Begriff “Plötzlicher Kindstod” steckt, welche Ursachen diskutiert werden, wann das Risiko besonders hoch ist und was du konkret tun kannst, um deinem Baby einen sicheren Start ins Leben zu ermöglichen.

Plötzlicher Kindstod – Ursachen, Prävention & aktuelle Erkenntnisse

Was ist der plötzliche Kindstod (SIDS)?

Der plötzliche Kindstod – auf Englisch Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) – beschreibt den vollkommen unerwarteten Tod eines scheinbar gesunden Babys, das unter einem Jahr alt ist. Meist passiert das im Schlaf, ohne Vorwarnung und ohne klare Ursache. Selbst nach einer medizinischen Untersuchung bleibt unklar, warum das Baby gestorben ist. Am häufigsten tritt der plötzliche Kindstod bei Kindern im Alter zwischen zwei und fünf Monaten auf. Jungen sind statistisch etwas häufiger betroffen als Mädchen. Das Verhältnis liegt etwa bei 60:40.

SIDS ist keine Krankheit, sondern eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet: Erst wenn andere Ursachen wie Krankheiten, Unfälle oder äußere Einflüsse ausgeschlossen wurden, wird ein plötzlicher Kindstod festgestellt.

Plötzlicher Kindstod Statistik: Wie häufig ist SIDS heute?

Glücklicherweise kommt es zu immer weniger Fällen von plötzlichem Kindstod. Denn in den 1990er-Jahren starben noch wesentlich mehr Babys pro Jahr daran.

  • Deutschland: Im Jahr 2023 wurden 82 Fälle von SIDS registriert – bei rund 692.989 Geburten. Das entspricht etwa 1 von 8.400 Neugeborenen. In den 1990er Jahren waren es noch rund 1.000 Babys pro Jahr.
  • Österreich: Auch hier sind die Zahlen stark zurückgegangen – von rund 100 Fällen jährlich in den 1990er-Jahren auf nur acht registrierte Todesfälle im Jahr 2022.
  • Schweiz: In den 1990er-Jahren waren 17 Prozent der Todesfälle bei Babys auf SIDS zurückzuführen, heute sind es noch 3 bis 4 Prozent. Im Jahr 2019 starben 6 Babys in der Schweiz daran.

Diese Zahlen zeigen, dass der plötzliche Kindstod in diesen Ländern sehr selten geworden ist, was auf erfolgreiche Präventionsmaßnahmen und Aufklärung zurückzuführen ist.

Wann tritt SIDS am häufigsten auf?

Das Risiko für den plötzlichen Kindstod ist nicht über das ganze erste Lebensjahr gleich verteilt. Am größten ist es zwischen dem 2. und 5. Lebensmonat – also genau in der Zeit, in der dein Baby langsam aktiver wird, aber viele Schutzmechanismen des Körpers noch nicht voll ausgereift sind. Wahrscheinlich fragst du dich, ob das Risiko irgendwann geringer wird – also bis wann plötzlicher Kindstod auftritt. Oder kann SIDS auch mit 3 Jahren noch passieren?

Grundsätzlich gilt: SIDS gibt es fast ausschließlich im ersten Lebensjahr. Das bedeutet auch: Mit jedem Monat, in dem dein Kind älter wird, sinkt das Risiko. Die allermeisten Fälle passieren vor dem 6. Monat. Nach dem 12. Monat ist das Risiko so gering, dass Fachleute davon ausgehen, dass der plötzliche Kindstod dann praktisch nicht mehr passiert. Wenn ein älteres Kind im Schlaf verstirbt, muss eine andere Ursache dahinterstecken – wie ein Infekt, eine unerkannte Grunderkrankung oder sehr selten ein Herzfehler.

Wie kündigt sich der plötzliche Kindstod an?

So schwer das auch zu verdauen ist: Der plötzliche Kindstod kommt meistens ohne Vorwarnung. Die betroffenen Babys wirkten vorher kerngesund, waren aktiv, haben normal getrunken und geschlafen. Gerade das macht SIDS so beängstigend und gleichzeitig so schwer zu fassen. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen zeigt der plötzliche Kindstod keine eindeutigen Symptome, auf die du dich verlassen könntest. Es gibt also kein Frühwarnsystem und keine typischen Anzeichen wie Fieber, Husten oder ungewöhnliche Schlappheit. Häufig geschieht es in einer scheinbar völlig normalen Schlafphase, ohne dass vorher etwas auffällig war. Was man weiß: Manche Babys haben sogenannte „anscheinend lebensbedrohliche Ereignisse“ (ALE) – das sind plötzlich auftretende Zustände mit Atemstillstand, blasser oder blauer Haut, Erschlaffung oder Würgen. Diese Kinder können oft durch Ansprechen oder sanfte Reize wieder zurückgeholt werden. ALE ist kein SIDS, kann aber ein Warnsignal sein, dem nachgegangen werden sollte.

Wichtig: Auch wenn es keine verlässlichen Vorzeichen gibt, kannst du durch präventive Maßnahmen einiges tun, um das Risiko zu senken.

Die Ursachen für SIDS

Die ehrlichste Antwort zuerst: Es gibt keine einzelne, eindeutig bestätigte Ursache für SIDS. Was Forschende aber ziemlich sicher wissen: Es spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle. Und genau deshalb ist es so schwer vorherzusagen, wen es trifft – und warum.

Eine weit verbreitete Erklärung ist die sogenannte Triple-Risk-Hypothese. Sie besagt, dass der plötzliche Kindstod auftritt, wenn drei Dinge zusammenkommen:

  1. Das Baby befindet sich in einer kritischen Entwicklungsphase.
  2. Es gibt eine versteckte körperliche Anfälligkeit, wie z. B. eine unreife Atmungsregulation.
  3. Ein äußerer Auslöser kommt hinzu – etwa das Schlafen in Bauchlage oder Überwärmung.

In den letzten Jahren haben Forscher*innen weitere mögliche Ursachen untersucht:

  • Butyrylcholinesterase (BChE): In einer australischen Studie war der Wert dieses Enzyms im Blut von betroffenen Babys deutlich niedriger. BChE ist wichtig, damit das Gehirn bei Atemproblemen schnell reagiert – ein Mangel könnte erklären, warum die Babys nicht rechtzeitig aufwachen.
  • Stoffwechselauffälligkeiten: Blutproben zeigten bei manchen Kindern, die später an SIDS verstarben, ungewöhnliche Werte – ein möglicher Hinweis auf verborgene körperliche Schwächen.
  • Entzündungen und Infektionen: Einige Studien deuten darauf hin, dass unerkannte Entzündungen im Gehirn oder Infektionen das Risiko erhöhen könnten – auch ohne sichtbare Symptome.
  • Serotonin-System: Serotonin steuert im Gehirn u. a. Atmung und Kreislauf. Bei betroffenen Säuglingen wurden Auffälligkeiten in den Serotonin-Rezeptoren gefunden – besonders im Hirnstamm, der für lebenswichtige Funktionen zuständig ist.

All diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass SIDS kein reiner Zufall ist. Es scheint ein komplexes Zusammenspiel von inneren Schwächen und äußeren Auslösern zu sein. Je mehr man darüber weiß, desto gezielter kann man vorbeugen – und genau das ist heute zum Glück in vielen Fällen möglich.

Risikofaktoren – was SIDS wahrscheinlicher macht

Auch wenn die genauen Ursachen für den plötzlichen Kindstod noch nicht vollständig geklärt sind, wissen wir heute ziemlich gut, welche Faktoren das Risiko deutlich erhöhen. Viele davon kannst du vermeiden – das ist doch eine gute Nachricht!

Einer der größten Risikofaktoren ist die Bauchlage beim Schlafen. Bei Babys, die auf dem Bauch schlafen, ist die Gefahr für plötzlichen Kindstod deutlich erhöht. Deshalb gilt heute ganz klar: Im ersten Lebensjahr immer in Rückenlage schlafen lassen – auch tagsüber beim Nickerchen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Rauchen – sowohl während der Schwangerschaft als auch danach in der Umgebung des Babys. Passivrauchen wirkt sich negativ auf die Entwicklung des kindlichen Nervensystems aus und erhöht das Risiko massiv. Auch eine Überwärmung durch zu warme Kleidung, Decken oder ein aufgeheiztes Schlafzimmer kann gefährlich sein. Ideal sind etwa 18 °C Raumtemperatur und ein Schlafsack statt Decke oder Kissen.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Frühgeburt oder niedriges Geburtsgewicht
  • kein Stillen oder kurzes Stillen
  • Schlafen in weichen Betten oder auf dem Sofa
  • Co-Sleeping unter bestimmten Bedingungen (z. B. bei Rauchern, Alkohol- oder Medikamentenkonsum)
  • kein Schnuller beim Einschlafen
  • fehlende Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft
  • junges Alter der Mutter, wenig soziale Unterstützung

Wichtig: Das Zusammenspiel dieser Faktoren ist entscheidend. Nicht jeder einzelne Punkt bedeutet automatisch Gefahr – aber mehrere zusammen können das Risiko stark erhöhen.

Prävention: Was kannst du tun?

Am wichtigsten ist, dass Babys im ersten Lebensjahr konsequent in Rückenlage schlafen – tagsüber wie nachts. Die Bauchlage ist zwar wichtig für die motorische Entwicklung, sollte aber nur unter Aufsicht und im wachen Zustand geübt werden. Ein weiterer Punkt ist die Schlafumgebung: Das Babybett sollte frei von Kissen, Decken, Nestchen und Kuscheltieren sein. Ideal ist ein fester, ebener Untergrund mit einer passenden Matratze und einem gut sitzenden Schlafsack. Die Raumtemperatur sollte eher kühl sein – etwa 18 Grad. Auch das Tragen einer Mütze beim Schlafen wird nicht empfohlen.

Die Nähe zu den Eltern ist ebenfalls ein Schutzfaktor. Babys sollten im ersten Lebensjahr möglichst im Elternschlafzimmer schlafen, aber im eigenen Bett oder Beistellbett. Das sogenannte Familienbett kann unter bestimmten Umständen das Risiko erhöhen, z. B. bei Rauchern oder nach Alkoholkonsum. Stillen wirkt sich ebenfalls positiv aus: Gestillte Babys haben statistisch ein geringeres Risiko für SIDS. Dabei spielt es keine Rolle, ob voll oder teilweise gestillt wird – jede Stillmahlzeit zählt. Auch ein Schnuller beim Einschlafen kann das Risiko senken.

Federwiegen

Eine häufige Frage: Ist eine Federwiege gut oder schlecht für Babys? Solche Wiegen können beruhigend wirken, sollten aber mit Bedacht eingesetzt werden. Wichtig ist, dass das Baby dabei auf dem Rücken liegt, nicht zu stark eingeschnürt wird und die Federwiege sicher befestigt ist. Für längere Schlafphasen empfehlen Experten jedoch einen flachen, festen Schlafplatz.

Impfungen

Die wissenschaftliche Datenlage sagt: Impfungen senken das Risiko für SIDS. Geimpfte Kinder sind seltener betroffen. Das liegt daran, dass Impfungen Infektionen vorbeugen, die indirekt das SIDS-Risiko erhöhen könnten – z. B. durch Fieber oder Atemprobleme. Auch Impfungen in der Schwangerschaft wie gegen Keuchhusten oder Grippe gelten heute als sicher.

Überwachungsgeräte & Sensor-Matten

Für gesunde Säuglinge ohne besonderes Risiko werden Sensormatten und Monitore nicht empfohlen. Studien belegen keinen nachweisbaren Nutzen für die breite Anwendung. Bei Frühchen oder Risikobabys können Monitore in Absprache mit Ärzt*innen sinnvoll sein.

Was tun, wenn es passiert?

Im Notfall: Notruf absetzen und Wiederbelebung versuchen. Polizei und Rechtsmedizin werden automatisch eingeschaltet – das ist Routine. Eltern sollten wissen: Es ist niemand schuld. Selbst bei größter Fürsorge kann SIDS passieren. Hilfe annehmen ist wichtig. Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung.

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